Stiftung Warentest: Banken missachten Gesetze
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Von REDAKTION, 21. Juli 2010 –
Die Anlageberatung bei Geldinstituten ist laut Stiftung Warentest verheerend und hat sich gegenüber den miserablen Ergebnissen einer Studie aus dem Sommer 2009 noch weiter verschlechtert. „Verantwortlich für die schlechten Noten sind flächendeckende Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz“, sagte Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“ am Dienstag in Berlin. In den meisten Fällen hätten die Berater ein zu riskantes Anlagekonzept empfohlen.
Wenige Monate nach Einführung der neuen Regeln für die Beratung von Bankkunden hat die Stiftung in insgesamt 146 Beratungsgesprächen 21 Geldhäuser getestet. Dabei schnitten die Institute sechs Mal mit einem „mangelhaft“ ab, die Note „gut“ wurde gar nicht vergeben.
„Das größte Problem der Banken ist: Sie missachten Gesetze“, schreibt die Stiftung Warentest auf ihrer Homepage: „Sie müssen, und zwar noch bevor sie eine Anlage empfehlen, die Kunden nach ihren finanziellen und persönlichen Verhältnissen fragen. Sie sind verpflichtet zu ermitteln, welches Ziel die Kunden mit ihrer Geldanlage erreichen wollen und welche Kenntnisse und Erfahrungen sie haben. Das hat nicht geklappt – und das, obwohl die Banken selbst hoch und heilig Besserung gelobt hatten. Seit 2010 sind die Institute zudem verpflichtet, über jedes Anlagegespräch, in dem sie Wertpapiere ansprechen, ein Beratungsprotokoll anzufertigen und auszuhändigen. Auch das klappte nicht. In 126 von 146 Beratungsgesprächen war die Rede von Wertpapieren und ein Beratungsprotokoll wäre Pflicht gewesen. Aber nur 61-mal gab es eines. 65-mal haben die Berater ihre Pflicht nicht erfüllt.“ (1)
Nach Einschätzung der Verbraucherzentralen haben die Geldinstitute in Sachen Anlageberatung nichts dazu gelernt. Der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, sagte am Dienstag in Berlin: „Ohne klare gesetzliche Vorgaben und effektive Kontrollen durch die Finanzaufsicht wird sich an der Qualität der Anlageberatung durch Banken und Finanzvermittler nichts ändern.“ Die Beratung dürfe nicht mehr von Provisionen „getrieben“ sein. Die Ankündigungen der Banken, kundenfreundlicher zu werden, seien leere Worthülsen. Er forderte ein Standard-Beratungsprotokoll und eine bessere Kontrolle.
Die Stiftung Warentest forderte mehr Kontrollen und Sanktionen bei Verstößen. Dafür sei etwa die Aufsichtsbehörde BaFin gefragt.
Unterdessen räumen Banken und Sparkassen Defizite bei ihrer Kundenberatung ein. Es gebe „bei der Handhabung von Protokollen nach einer Wertpapieranlageberatung von Neukunden offenbar noch deutlichen Nachholbedarf“, teilte der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) als Dachorganisation des deutschen Kreditgewerbes am Dienstag mit.
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Quellen dpa und: