Westliche Werte - internationale Reaktionen

Multikulti in Westeuropa – Apartheid in Israel

Die Argumentationsmuster des sogenannten Wertewestens bringen ihn selbst in Gefahr, sich immer stärker in Widersprüche zu verwickeln. Während man Russland Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine vorwirft, heißt man das israelische Vorgehen in Gaza gut. Und unterstützt es obendrein – politisch, militärisch, finanziell und „moralisch“.

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UN-Sicherheitskonferenz zur Lage im Mittleren Osten am 24.10.2023. In der Mitte US-Außenminister Blinken.
Foto: Chuck Kennedy Lizenz: PDM 1.0, Mehr Infos

„Die westliche Unterstützung für Israels Angriff auf den Gazastreifen hat die Bemühungen vergiftet, einen Konsens mit den wichtigsten Schwellenländern über die Verurteilung des russischen Krieges gegen die Ukraine zu erreichen.“

So zumindest beklagen westliche Vertreter und Diplomaten die momentane Lage gegenüber der Financial Times.

Sie sagen, die Eskalation des israelisch-palästinensischen Konflikts habe die USA, die EU und ihre Verbündeten dem Vorwurf der Heuchelei ausgesetzt und monatelange Bemühungen zunichtegemacht, die darauf abzielten, Moskau wegen der Verletzung des Völkerrechts als globalen Paria anzuschwärzen.

Dem Westen wurde zu Recht vorgeworfen, er habe es versäumt, die „Interessen von 2,3 Millionen Palästinensern zu verteidigen und sich stattdessen beeilt, den Hamas-Angriff zu verurteilen und Israel zu unterstützen“.

Die breite Unterstützung Israels durch die USA und andere westliche Mächte verprellt einen Großteil des globalen Südens – was auch die Bemühungen des Westens untergräbt, den Rest der Welt für die Ukraine zu gewinnen.

„Was wir über die Ukraine gesagt haben, muss auch für Gaza gelten. Sonst verlieren wir jede Glaubwürdigkeit“, fügte ein ranghoher G-7-Diplomat hinzu. „Brasilianer, Südafrikaner, Indonesier: Warum sollten sie jemals glauben, was wir über Menschenrechte sagen?“

Der Rest der Welt ist sich bewusst, dass die Worte und Taten des Westens oft nicht übereinstimmen. So sind viele Araber der Meinung, dass die USA, Großbritannien und Europa nie einen Versuch unternommen haben, Israel für seine Behandlung der Palästinenser zur Rechenschaft zu ziehen oder den brutalen Konflikten im Jemen und in Libyen genügend Aufmerksamkeit zu schenken.

Israels Repressalien und die Unterbrechung der Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Strom, Lebensmitteln, Medikamenten und Internet haben in den propalästinensischen Ländern Widerstand ausgelöst. Dies wurde mit der Heuchelei des Westens in Verbindung gebracht, wo die Regeln der „regelbasierten Ordnung“ nicht für alle gleich sind.

Arabische Staaten, insbesondere Jordanien und Ägypten, haben westliche Vertreter gedrängt, ihren Ton zum Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu verschärfen. „Wenn Sie das Abstellen von Wasser, Lebensmitteln und Strom in der Ukraine als Kriegsverbrechen bezeichnen, sollten Sie das Gleiche über Gaza sagen“, kommentierte ein arabischer Offizieller.

In den letzten Tagen hat Russland versucht, eine Resolution des UN-Sicherheitsrates durchzusetzen, in der die Gewalt gegen Zivilisten in diesem Konflikt verurteilt wird, ohne die Hamas ausdrücklich zu erwähnen. Die vorgeschlagene Resolution wurde von den Ratsmitgliedern, die mit Israel sympathisieren, abgelehnt.

„Wir müssen verhindern, dass Russland – unterstützt von China – die Initiative ergreift, um dies gegen uns zu verwenden“, sagte ein hochrangiger westlicher Diplomat der Financial Times. „Es besteht die Gefahr, dass bei der nächsten Abstimmung in der UN-Generalversammlung über die Unterstützung der Ukraine die Zahl der Stimmenthaltungen explodieren wird.“

Wenn der Konflikt zwischen den palästinensischen Widerstandsbewegungen und Israel weiter eskaliert, wird dies die Aufmerksamkeit von der Ukraine ablenken. Darüber hinaus befindet sich der Westen in einer noch schwächeren Position, da seine einseitige Unterstützung für Israels repressives Regime die Glaubwürdigkeit der Forderung an den Rest der Welt, die Ukraine zu verstehen, untergräbt.

Alle westlichen Mächte haben den politischen Zionismus jahrzehntelang öffentlich unterstützt, sodass ihre Glaubwürdigkeit verloren ist (wenn sie sie überhaupt jemals hatten). Dieselben Kräfte haben Multikulturalismus und eine Politik der offenen Grenzen in Europa gefordert, aber den israelischen Juden erlaubt, eine Apartheidpolitik nach dem Vorbild des ehemaligen Südafrikas zu betreiben.

In einer Ära illegaler jüdischer Siedlungen ist das „Zweistaatenmodell“ nicht einmal mehr der Rede wert. Der einzige Weg nach vorne wäre die Eindämmung des Extremismus, die Abschaffung der zionistischen Ethnokratie und die Schaffung eines einzigen Staates, in dem alle Bewohner der Region – Palästinenser, Juden und alle anderen – die gleichen Rechte haben.

Natürlich können die Zionisten eine solche Lösung nicht akzeptieren, da sie das Ende eines separaten „jüdischen Staates“ bedeuten würde. Die Frage ist, warum sie in der heutigen globalisierten Welt das Recht auf so etwas haben sollten. Der Holocaust (nach den eigenen Bluttaten der Zionisten) kann in diesem Stadium nach mehr als siebzig Jahren nicht mehr geltend gemacht werden.

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Der Artikel erschien im Original am 19. Oktober bei Markku Siira unter dem Titel „Israelische Ethnokratie und die fehlende Glaubwürdigkeit des Westens“. Übersetzung: Hintergrund.

 

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Als weiterführende Information sei der Podcast von Ost-West-Transmitter empfohlen (Datum der Veröffentlichung: 31.10.2023)

 

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