Weltpolitik

Israelische Polizei deckt Organhändlerring im Norden des Landes auf

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

1271092876

Von ELI ASHKENAZY und JACK KHOURY, 12. APRIL 2010 –

Am Dienstag (6. April) verhaftete die Polizei sechs Männer in Nord-Israel unter dem Verdacht auf Komplizenschaft in einem Organhändlerring. Unter den Festgenommenen sind ein Reserve-Brigadegeneral der israelischen Armee und zwei Rechtsanwälte.

Die Abteilung für Betrugsdelikte in Nord-Israel hatte eine verdeckte Operation gestartet, nachdem eine 50-jährige Frau aus Nazareth Anzeige erstattet hatte. Die Frau hatte auf eine Zeitungsannonce in arabischer Sprache geantwortet, welche 100.000 Dollar für eine Niere in Aussicht stellte.

Die Frau unterzog sich verschiedenen medizinischen Untersuchungen zur Identifikation eines möglichen Empfängers und wurde dann in ein osteuropäisches Land geflogen, wo ihr eine Niere explantiert wurde. Die Frau sagte aus, dass sie nach ihrer Rückkehr nach Israel das versprochene Geld nicht erhalten hatte. Ähnliche Anzeigen sind seitdem bei der Polizei eingegangen.

Die Polizei teilte mit, dass im Zuge der Untersuchung eine ganze Organhandel-Industrie aufgedeckt worden sei. Dem großen, gut organisierten Ring gehörten Organhändler, Agenten und Rechtsanwälte an. „Der Ring ist im ganzen Land aktiv und nicht nur im Norden, er wandte sich über lokale Medien und das Internet an die Öffentlichkeit“, sagte ein Polizeisprecher. „Irgendwie kommen die Organhändler an Informationen über potentielle Empfänger einer Nierentransplantation, und sie wenden sich an sie um ihre Dienste anzubieten.“

Die Untersucher teilten ferner mit, dass die Händler durchschnittlich 120.000 Dollar von den Empfängern eines Nierentransplantats gefordert hätten. Die Spender, überwiegend mit finanziellen Problemen, erhielten durchschnittlich 10.000 Dollar oder weniger, einige bekamen gar nichts.

Die Spender mussten einen Vertrag unterzeichnen und eidesstattliche Erklärungen ausfüllen, in denen angebliche verwandtschaftliche Beziehungen zum Empfänger behauptet wurden – eine rechtliche Voraussetzung in den Ländern, wo die Operationen durchgeführt wurden. Danach wurden medizinische Untersuchungen durchgeführt zur Kategorisierung hinsichtlich Blutgruppe und anderer Gesundheitsparameter, dann wurden sie in osteuropäische Länder, die Philippinen oder nach Ecuador geflogen.

Dort wurde ihnen eine Niere explantiert, kurz danach kehrten sie nach Israel ohne Dokumentation der durchgeführten Operation zurück, oft mit gesundheitlichen Problemen durch Komplikationen.

Während der Untersuchung fand die Polizei heraus, dass mehrere potenzielle Empfänger gerade ins Ausland unterwegs waren, um sich dort operieren zu lassen. Die Polizei stellte die Spender fest und informierte sie über den Betrug, dessen Opfer sie zu werden drohten. Einige wurden noch im  Ben-Gurion-Flughafen ausfindig gemacht, unmittelbar vor ihrem Abflug.

Die Untersucher teilten ferner mit, dass mehrere Betrugsopfer sich noch im Ausland befinden und nach der Mitteilung über die Verhaftung eines Teils der Organhändler nach Israel zurückkehren werden.

Abo oder Einzelheft hier bestellen

Seit Juli 2023 erscheint das Nachrichtenmagazin Hintergrund nach dreijähriger Pause wieder als Print-Ausgabe. Und zwar alle zwei Monate.

Hintergrund abonnieren


Der Artikel erschien im Original am 7. April 2010 unter dem Titel Israel police uncovers organ trafficking ring in north in der israelischen Zeitung Ha’aretz.

Übersetzung: Hansjörg Rothe

Newsletter

Wir senden keinen Spam! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Der Hintergrund-Newsletter

Wir informieren künftig einmal in der Woche über neue Beiträge.

Wir senden keinen Spam! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Drucken

Drucken

Teilen

Voriger Artikel Weltpolitik USA alarmiert über Ausnahmezustand in Kirgisistan
Nächster Artikel Weltpolitik Zu den letzten Ereignissen in Kirgisistan, einem Land in strategischer Lage