Multipolare Zukunft

Finanzen, Macht, Integration: Die SCO begrüßt einen neuen „Globalen Erdball“

Die Welt organisiert sich neu. Ökonomisch, finanz- und geopolitisch. Das 23. Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO), das virtuell in Neu-Delhi stattfand, hat Geschichte geschrieben: Die drei BRICS-Staaten (Russland, Indien, China) sowie Pakistan und die vier zentralasiatischen „Stans“ (Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan) haben die Islamische Republik Iran endlich offiziell als ständiges Mitglied aufgenommen.

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Jährlich treffen sich die Staatschefs der Mitgliedsstaaten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit zu einem Gipfel. (Hier das Logo in Samarkand, Usbekistan, 2022). In diesem Jahr war Indien Ausrichter des Treffens.
Foto: N509FZ Lizenz: CC BY-SA 4.0, Mehr Infos

Nächstes Jahr wird Weißrussland an der Reihe sein, wie der Erste Stellvertretende Außenminister Indiens, Vinay Mohan Kwarta, bestätigte. Weißrussland und die Mongolei nahmen am Gipfel 2023 als Beobachter teil, das unabhängige Turkmenistan als Gast.

Nach Jahren des „maximalen Drucks“ der USA könnte Teheran nun endlich den Sanktionswahn überwinden und seine führende Rolle im laufenden Prozess der eurasischen Integration festigen.

Der Star der Show in Neu-Delhi war zweifellos der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko, der sein Land seit 1994 führt.

Der alte Luka, unübertroffen, wenn es darum geht, Schlagzeilen zu machen, insbesondere nach seiner Vermittlerrolle in der Prigoschin-Geschichte, hat vielleicht den definitiven Slogan der Multipolarität geprägt: Vergessen Sie die vom Westen so bezeichnete „goldene Milliarde“, die in Wirklichkeit kaum hundert Millionen Menschen umfasst; begrüßen Sie jetzt den „Globalen Erdball“ (Global Globe) – mit einem klaren Fokus auf den globalen Süden.

Als Krönung schlug Lukaschenko die vollständige Integration der SCO und der BRICS vor, die auf ihrem bevorstehenden Gipfel in Südafrika den Weg der BRICS+ einschlagen werden. Und selbstverständlich gilt diese Integration auch für die Eurasische Wirtschaftsunion (EAEU).

Der nächste Schritt für den „Globalen Erdball“ – das, was der kollektive Westen abschätzig als „den Rest“ bezeichnet – ist die Arbeit an der komplexen Koordinierung mehrerer Entwicklungsbanken und dann das Verfahren zur Ausgabe von Anleihen, die an eine neue Handelswährung gebunden sind.

Die wichtigsten Ideen und das Grundgerüst sind bereits vorhanden. Die neuen Anleihen werden im Vergleich zum US-Dollar und zu US-Staatsanleihen ein echter sicherer Hafen sein und eine beschleunigte Entdollarisierung mit sich bringen. Das zum Kauf dieser Anleihen verwendete Kapital sollte zur Finanzierung von Handel und nachhaltiger Entwicklung verwendet werden, was eine zertifizierte Win-win-Situation nach chinesischem Vorbild darstellen wird.

Ein gemeinsamer geoökonomischer Fokus

In der Erklärung der SCO wird klargestellt, dass sich das expandierende multilaterale Gremium „nicht gegen andere Staaten und internationale Organisationen richtet“. Im Gegenteil, sie ist „offen für eine umfassende Zusammenarbeit mit ihnen in Übereinstimmung mit den Zielen und Grundsätzen der UN-Charta, der SCO-Charta und des Völkerrechts, basierend auf der Berücksichtigung gegenseitiger Interessen“.1

Der Kern der Sache ist natürlich das Streben nach einer fairen, multipolaren Weltordnung – das genaue Gegenteil der vom Hegemonen auferlegten „regelbasierten internationalen Ordnung“. Und die drei wichtigsten Kernpunkte sind gegenseitige Sicherheit, Handel in lokalen Währungen und schließlich die Entdollarisierung.

Es ist recht aufschlussreich, den gemeinsamen Fokus zu skizzieren, den die meisten Staats- und Regierungschefs während des Gipfels in Neu Delhi zum Ausdruck brachten.

Indiens Premierminister Modi erklärte in seiner Grundsatzrede, dass die SCO genauso wichtig sein wird wie die UNO. Das bedeutet: Eine zahnlose UNO, die vom Hegemonen kontrolliert wird, könnte durch eine echte „Global Globe“-Organisation an den Rand gedrängt werden.

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