Belohnung für Vasallentreue: Guttenberg bekommt hohen Posten in US-Denkfabrik
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Von THOMAS WAGNER, 30. September 2011 –
Was qualifiziert einen ausrangierten deutschen Politiker für einen herausgehobenen Posten in einem bedeutenden US-Think-Tank. Seine wissenschaftliche Qualifikation und ein dem aufrichtigen Umgang mit den Menschen verpflichteter Ethos sicher nicht.
Denn ginge es um die Suche nach der Wahrheit, hätte ein überführter Scharlatan wie der ehemalige deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) niemals als „Distinguished Statesman“ (herausragender Staatsmann)an die Spitze des Forschungs- und Analysezentrums Center for Strategic and International Studies (CSIS, dt.: Zentrum für internationale und strategische Studien) berufen werden dürfen.
Was hier zählt, sind andere Qualitäten: An aller erster Stelle die uneingeschränkte Loyalität gegenüber dem imperialen Machtstreben der USA. In dieser Hinsicht hat sich der vorübergehend ausgeschaltete Hoffnungsträger der Unionsparteien mit dem von ihm forcierten Umbau der Bundeswehr von der Verteidigungsarmee zu einer überall auf der Welt einsatzfähigen Kampftruppe als überaus glaubwürdig erwiesen.
Die Führung der außenpolitischen Ideenschmiede redet in dieser Hinsicht Klartext: „Karl-Theodors Energie, Enthusiasmus und tiefe Hingabe zur transatlantischen Partnerschaft“ nannte CSIS-Präsident John Hamre, ein früherer stellvertretender Verteidigungsminister der USA, in seiner Stellungnahme als Gründe für die Berufung. Unter den beruflichen Verdiensten des Franken hebt CSIS die „strukturell bedeutendste Bundeswehrreform seit 1955″ hervor.“ (1)
Zur Belohnung darf der überführte Betrüger nun daran mitwirken, die „europäisch-amerikanischen Beziehungen“ zu stärken. Nach dem ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak soll Guttenberg erst die zweite Person sein, der die Ehre zuteil wird, als „Distinguished Statesman“ an das CSIS berufen zu werden. (2) Die in Washington ansässige Denkfabrik setzt den schneidigen Baron nach Informationen der Bild-Zeitung und des Spiegel an die Spitze eines neuen transatlantischen Dialog-Forums, das sich mit weltweiten Machtverschiebungen beschäftigen soll. Die Tätigkeit werde nicht vergütet.
Bereits im November 2009 hatte Guttenberg eine Art Einstandsrede bei dem Think Tank gehalten. Anlass war sein Antrittsbesuch als deutscher Verteidigungsminister in Washington. Sein damaliger Vortrag stand unter dem Titel „Die Zukunft der transatlantischen Beziehungen: Afghanistan, das neue strategische Konzept der NATO und die Herausforderungen der Lastenverteilung“.
Das CSIS versteht sich als überparteiliche Einrichtung, der Republikaner wie Demokraten angehören, und ist eine entscheidende intellektuelle Ressource für die globale Machtausübung der USA. Das Institut finanziert sich und seine rund 220 Mitarbeiter mit Hilfe von Regierungsaufträgen sowie aus Spenden von Stiftungen, Privatleuten und Unternehmen.
Seine Schwerpunkte liegen in der langfristigen strategischen Planung des globalen Zugriffs auf Energieressourcen, die Sicherung von Handelswegen, auf der inneren und der äußeren Sicherheit der USA und ihrer NATO-Verbündeten. Regionale Schwerpunkte sind der Nahe Osten und Russland. Das Institut gibt die außenpolitische Zeitschrift The Washington Quarterly heraus und finanziert mehrere wissenschaftliche Lehrstühle in den USA.
Den Vorstand der 1962 gegründeten Denkfabrik führt Sam Nunn, der ehemalige Vorsitzende des US-Senatsausschusses für Militärfragen. Der Aufsichtsrat setzt sich zusammen aus Angehörigen des Verteidigungsministeriums, Investmentbankern, Unternehmern und ehemaligen Spitzenpolitikern wie Henry Kissinger und Zbigniew Brzezinski. (3)
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Durch seine Arbeit in diesem Think Tank wird Guttenberg so viele transatlantische Kontakte knüpfen und sich so viel Herrschaftswissen aneignen können, dass es in wenigen Jahren für ein Comeback in die bundesdeutsche Spitzenpolitik allemal reichen dürfte.
(1) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,788969,00.html
(2) http://www.stern.de/politik/deutschland/ex-verteidigungsminister-guttenberg-hat-einen-neuen-job-1733346.html
(3) Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Center_for_Strategic_and_International_Studies