Ahmadinedschads Friedensinitiative: Iran will mit USA kooperieren und in Syrien vermitteln
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Von REDAKTION, 23. September 2011 –
Während sich die westlichen Medien darin überbieten, Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad anlässlich seines jüngsten Auftritts vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen erneut als einen zum Völkermord bereiten Bösewicht hinzustellen, bemüht sich die Presse anderswo um ein differenzierteres Bild.
Kaum jemand erfuhr hierzulande beispielsweise, dass der Präsident nach seine Rede in einem Interview für die Agentur Associated Press sagte, dass sein Land für die Zusammenarbeit mit den USA offen sei. Der Präsident der Islamischen Republik gab in dem von der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti wiedergegebenen Gespräch außerdem sein Bedauern zum Ausdruck, dass US-Präsident Barack Obama keine solchen Kontakte anstrebe und iranische Angebote eines Treffens zwischen den Staatsmännern bislang stets ausgeschlagen habe: „Ich glaube nicht, dass diese Chance (auf die Herstellung von Kontakten und die Zusammenarbeit) vollständig vertan ist“. (1)
In seiner Rede hatte sich Ahmadinedschad zuvor für eine friedliche, multipolare Weltordnung stark gemacht: „Wirkliche Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Glück sind das Recht aller Nationen. Das kann nicht von der Arroganz und den Gewehrläufen der NATO unterdrückt werden“. Dass es sich bei all dem nicht nur um leere Worte handelt, zeigt die Friedensinitiative Irans im Syrienkonflikt.
Nicht weniger deutlich als die USA oder die EU hatte der Iran im Verlauf des Arabischen Frühlings die demokratischen Reformbewegungen begrüßt. Im Unterschied zum Westen lehnte er eine militärische Einmischung jedoch rigoros ab. Ahmadinedschad beließ es aber nicht dabei, vor einer militärischen Intervention zu warnen und die von ökonomischen Interessen geleiteten Bombardements des Westens in Libyen zu kritisieren, sondern forderte die syrische Regierung, die bis dahin als enger Verbündeter des Irans galt, schon im August dazu auf, die legitimen Forderungen des Volkes anzuerkennen.
Nach Informationen des Schweizer Fernsehens trafen sich zu diesem Zeitpunkt auch schon Vertreter des Irans in Paris mit syrischen Oppositionellen. (2)
In einem Interview des portugiesischen Fernsehsenders RTP sprach sich der iranische Präsident für einen Dialog zwischen Präsident Baschar al-Assad und der Opposition aus. Der syrischen Regierung und Bevölkerung empfahl er, „notwendige Reformen“ selbst umzusetzen. Anfang September regte Ahmadinedschad dann eine Konferenz islamischer Staaten in Teheran an, um die Syrien-Krise beizulegen.
Als er in der UN-Vollversammlung den Westen und vor allem die USA für Kriege, Massenmord und die Armut in weiten Teilen der Welt verantwortlich machte und kritisierte, dass die Anschläge vom 11. September als Legitimation für den Afghanistankrieg missbraucht wurden, leerten sich nach Darstellung von dpa im Plenum die Reihen der USA und ihrer westlichen Verbündeten. Die Befreiung Libyens von Muammar al-Gaddafis Regime habe Ahmadinedschad mit der Frage kommentiert, wie aus NATO-Bombem Demokratie erwachsen könne. Der Westen hätte das Geld für die Bomben besser an die Hungernden der Welt geben sollen.
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(1) http://de.rian.ru/world/20110923/260680280.html