Innenpolitik

Marwa El-Sherbini - Zum Gedenken an den Mord in einem Dresdner Gerichtssaal

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Ein etwas anderes Dankschreiben –

Von M. BELAL El-MOGADDEDI, 18. August 2009 –

In einigen muslimischen Ländern gibt es die Tradition, sich vierzig Tage nach dem Tod eines Menschen zu einer Gedenkfeier an den Verstorbenen einzufinden, um die Trauerzeit für die Hinterbliebenen abzuschliessen. Dieser Ritus stellt keine rein islamische Tradition dar; doch dient er der Trauerarbeit, schafft er doch Raum für ein stilles Gebet und Reflektion über den Sinn des menschlichen Lebens und des Todes.

Der Ritus des “Arbain”, das arabische Wort für die Zahl Vierzig, schafft auch Raum dafür, dass die Hinterbliebenen denjenigen ihren Dank aussprechen können, die sie in der schweren Zeit unterstützt und Beistand geleistet haben.

Der Verfasser dieses Schreibens ist kein Angehöriger der Familie Marwa El-Sherbinis und ihres Ehemannes Elwi El-Okaz.

Doch der hasserfüllte, grausame und offensichtlich geplante Mord an Frau El-Sherbini in einem deutschen Gerichtssaal besitzt eine gesellschaftliche Komponente und politische Tragweite, der familiäre Grenzziehungen zumindest temporär aussetzt.

Diesem Gedankengang folgend ist dieses Dankschreiben entworfen worden, denn der Mord in einem Dresdener Gerichtssaal, dem eine junge muslimische Frau zum Opfer gefallen ist, ist nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel in Deutschland eingeschlagen; er ist nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum entstanden. Dieses Verbrechen ist das Resultat eines wachsenden Ressentiments gegenüber Muslimen in diesem Land, das in den unterschiedlichsten Ausprägungen Teil des alltäglichen Lebens geworden ist.

Um die Schaffung dieser Atmosphäre haben sich viele verdient gemacht, die jahrelang jedes noch so dümmliche Vorurteil, jede noch so bösartige Verleumdung und jede noch so ungeprüfte Fehlinformation gegen Muslime und den Islam in der breiten Öffentlicheit kolportiert, produziert und transportiert haben.

Weise Menschen wissen, dass “das Wort zu missbrauchen, heißt, die Menschen zu verachten”, und “dass Worte wie winzige Arsendosen sein können. Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun – und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da”.

Deshalb darf ein besonderer Dank an den ehemaligen Bundesinnenminister Herrn Otto Schily gerichtet werden, der in seiner ministeriellen Eigenschaft gefordert hat, dass es erlaubt sein müsse, “zu sagen, dass der muslimische Glaube eine Verirrung ist”. Dabei lässt Herr Schily allerdings bis heute offen, ob er seinen kritischen Toleranzparameter auch auf das Judentum, das Christentum oder andere Religionen ausdehnen würde oder ob diese Aussage nur spezifisch auf den Islam angewendet werden darf!

Auch der heutigen Bundesbildungsministerin und früheren baden-württembergischen Landesministerin für Kultur, Jugend und Sport Frau Annette Schavan muss an dieser Stelle dafür gedankt werden, dass sie keine Gelegenheit ausgelassen hat, die Kopfbedeckung einer Muslima als ein “Zeichen für kulturelle, für zivilisatorische Abgrenzung” zu diffamieren und dieser “zwangsläufig auch eine desintegrierende Wirkung” zuzuschreiben.

Gedankt sei auch dem ehemaligen Bundestagsmitglied der CDU Herrn Frank Hohmann, der muslimischen Frauen “Selbstzerstörung” und “beispiellose Härte” gepaart mit “Intoleranz” vorwirft, wenn diese in einem demokratischen Rechtsstaat den selbstverständlichen Rechtsweg beschreiten, um den Respekt der im Grundgesetz verbrieften Grundrechte dieser Republik auch für sich einzufordern.

Man kann nicht Herrn Hohmann erwähnen ohne gleichzeitig dem EKD-Vorsitzenden Herrn Bischof Huber an dieser Stelle dafür zu danken, dass er hochqualifizierten Muslimas Maßlosigkeit unterstellt, denn so Herr Huber “Schon das Gebot der Mäßigung muss eine Muslimin, die Staatsbeamtin werden will, davon abhalten, dass sie auf dem Tragen des Kopftuchs beharrt.”

Auch sei ihm für sein sehr spezifisches Rechtsverständinis gedankt, dass das Kopftuch zum Kampfinstrument gemacht worden sei durch diejenigen, «die diese Fragen durch alle Instanzen unserer Rechtsprechung gepeitscht haben”.

Nicht unerwähnt bleiben darf die familienpolitische Sprecherin der Grünen Frau Ekin Deligöz, die die Muslimas dieses Landes mit den folgenden Worten geradezu anherrschte:

“Kommt im Heute an, kommt in Deutschland an. Ihr lebt hier, also legt das Kopftuch ab! Zeigt, dass Ihr die gleichen Bürger- und Menschenrechte habt wie die Männer!

Seit wann ist die Abnahme des Kopftuches Voraussetzung für Gleichberechtigung und Inanspruchnahme von Rechten? Stehen diese Rechte nicht allen Menschen in diesem Land zu, ohne Berücksichtigung der Kopfbedeckung?

Frau Deligöz, warum knüpfen Sie die Ankunft im heutigen Deutschland an die Ablage des Kopftuches? Warum respektieren Sie nicht die Entscheidung der Muslimas, die ihre Kopfbedeckung als Ausdruck Ihrer religiösen Überzeugung tragen? Mit Ihren plakativ, dümmlich formulierten und intellektuell unausgegorenen Forderungen machen sie Muslimas in Deutschland das Leben schwer, weil Sie damit Vorurteile und nicht-muslimische Hassprediger bedienen. Sie haben geäußert, ein „Sprachrohr“ für muslimische Frauen sein zu wollen, nach Dresden sollten doch auch Sie endlich erkennen, dass Ihre „Initiative“ nur ein weiterer Rohrkrepierer ist, der dem konstruktiven innergesellschaftlichen Dialog zuwider läuft.

Ein spezielles Dankeschön muss man auch dem ehemaligen Vorsitzenden der CSU Herrn Edmund Stoiber aussprechen, der in unablässlicher Weise durch die Bierzelte dieser Republik tingelt und hetzerische Angstszenarien mit dumpfen Parolen wie “Deutschland und Europa sind von christlich-abendländischen Werten geprägt, nicht von Dschihad und Scharia!“ und “Wir jedenfalls lassen unsere Grundrechte und Grundwerte nicht mit dem Verweis auf Koran und Scharia außer Kraft setzen.” pinselt. Danke für diese klaren Werte und diesen klaren Kurs Ihrer politischen Arbeit und Ihrer Partei!

Selbstverständlich könnte man hier die Liste um die Namen anderer Politiker wie z.B. der ehemaligen Bundestagspräsidentin Antje Vollmer, dem innenpolitischen Sprecher der SPD Dieter Wiefelspütz, dem hessichen Ministerpräsidenten Roland Koch oder dem untergegangenen CSU-Star Günther Beckstein erweitern, die sich in ihrer Wortwahl beim Thema Kopftuch, Muslime und Islam nicht durch Sachkenntnis und Nüchternheit ausgezeichnet haben. Ihnen allen sei dafür gedankt, dass es ihnen gelungen ist das Kopftuch zu einem Gefahrensymbol zu stilisieren, auf dass jeder sein muslimspezifisches Vorurteil projizieren kann.

Doch auch jenseits der politischen Flure dieser Republik gibt es Menschen, denen man nach Dresden danken darf.

Der Journalistin und Publizistin Frau Alice Schwarzer gebührt ein spezieller Dank für ihre Ansichten über Islam und Muslime, die im folgenden Satz einen vorläufigen Höhepunkt finden: ”Das Kopftuch ist die Flagge des Islamismus. Das Kopftuch ist das Zeichen, das die Frauen zu den anderen, zu Menschen zweiter Klasse macht. Als Symbol ist es eine Art ›Branding‹, vergleichbar mit dem Judenstern.”

Danke Frau Schwarzer für diese wunderbare Analogie, die Sie zwischen Islam und dem menschenverachtenden Nationalsozialismus, der in Ihrer deutschen Geschichte wurzelt, herstellen. Danke auch dafür, dass Sie im Zusammenhang mit dem Kopftuch von einem “grassieren” sprechen, als ob es sich um eine Krankheit handele, die man mit allen Mitteln ausmerzen müsse.

Auch der Soziologin Frau Necla Kelek muss gedankt werden, die ihre begrenzten privaten, familiären und armseligen Erfahrungen mit Muslimen als die “Islamische Leitkultur” definiert.

Frau Kelek unterstellt, dass der Islam ein Integrationshindernis sei, da “mehr als fünfzig Prozent der Muslime nicht integrationswillig sind”, dass der Islam totalitär sei, da er das “’Ich’ konsequent austreibe”, dass Islam und Demokratie nicht vereinbar seien, da sie sich nicht vorstellen könne, dass “auf dem Teppich in der Moschee Demokratie entstehen kann”, und dass das Kopftuch für sie eine “Körperverletzung” darstelle.

Danke Frau Kelek für Ihren oberflächlichen Umgang mit dem Islam, den Sie einer breiten Öffentlichkeit als seriöse wissenschaftliche Arbeit darbieten. Letztendlich betreiben Sie populistische, intellektuell verbrämte Diffamierung und Ihre Platttitüden entmenschlichen Muslime.

Vielleicht veranlasst Sie der Mord an Frau El-Sherbini, Ihre bedenklichen Schlussfolgerungen noch einmal zu überdenken, denn gerade Aussagen wie die von Ihnen getätigten führen tatsächlich zu fatalen Körperverletzungen!

Gedankt sei auch den Ulfkottes, Broders, Giordanos, Ahadis, den Raddatzen und anderen geistigen Terroristen, aber auch ihren Mitstreitern auf den Webseiten “Achse der Guten”, “Politically Incorrect” und “Die Grüne Pest”, die ihren niederträchtigen Rassismus mit vermeintlicher Religionskritik zu tarnen suchen. Danke dafür, dass Sie jeden, der den repektvollen und konstruktiven Dialog mit Muslimen sucht und in vielfältigster Form findet, des Einknickens und der Kapitulation bezichtigen, und das Wort “Gutmensch” zum Schimpfwort degradiert haben!

Danke auch den Politmagazinen des Öffentlich Rechtlichen Fernsehens, die es seit dem Mord an Frau El-Sherbini bis heute nicht für notwendig befunden haben, sich mit dem Mord und der sich darin ausdrückenden wachsenden Aversion gegenüber Muslimen und Islam in Deutschland auseinanderzusetzen.

Danke auch dem “Spiegel” und dem “Stern”, den selbst ernannten Bannerträgern des vermeintlich unabhängigen und aufgeklärten Journalismus dieser Republik, die die Paranoia des etwas intellektuell anspruchsvolleren Publikums regelmäßig mit anti-muslimischen Vorurteilen bedienen.

Mit dunkel gefärbten und Furcht einflössenden Titelseiten, gepaart mit dezidiert tendenziösen Schauermärchen in den Innenteilen wird vom “Mekka Deutschland-Die Stille Islamisierung Deutschlands”, “Wie gefährlich ist der Islam”, “Der Koran-Das mächstigste Buch der Welt” und “Papst contra Mohammed” auf Kundenfang gegangen. Danke dafür, dass Sie die Islamfeindlichkeit von den Stammtischen in die Salons tragen.

Darf man sich angesichts eines derartigen Journalismus noch darüber wundern, dass die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland nicht mehr in Springerstiefeln und Bomberjacken daherkommt, sondern im feinen Nadelstreifenanzug?

Danken muss man auch der “Berthold-Brecht-Gesamtschule” in Bonn, die sich in ihrer Schulverfassung voller offensichtlichen Stolzes der Schaffung einer kopftuchfreien Schule verschrieben hat.

Muss man sich angesichts eines derartigen ideologischen Ungeistes noch über die Ausrufung von “Nationalbefreiten Zonen” in diesem Land wundern?

Danken sollte man auch der Dresdener Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), die ihre wochenlange Abwesenheit nach dem Mord an der Ägypterin Marwa El Sherbiny mit folgenden Worten verteidigt hat : “Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Tat in den arabischen Staaten und anderswo so politisch dominant aufschlägt.” Es habe für sie “keine Veranlassung” gegeben, den Urlaub abzusagen. Ein Rückflug aus Rhodos zur öffentlichen Trauerfeier am 11. Juli in Dresden sei ihr nicht möglich gewesen.

Danke Frau OB Orosz, dass Sie in aller Offenheit Ihre politische Unsensibilität eingestehen. Danke dafür, dass Sie den Muslimen Ihrer Stadt das Gefühl vermitteln, Bürger einer von Ihnen noch zu definierenden, vernachlässigbaren Kategorie zu sein. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Mord an einer Muslima aus rassistischen Motiven in einer Stadt, für die Sie die politische Verantwortung tragen, Ihnen keine Veranlassung gibt, Ihren Urlaub zu unterbrechen. Was muss eigentlich in Dresden passieren, damit Sie politische Handlungsfähigkeit und Mitmenschlichkeit demonstrieren?

Aber warum soll man von Ihnen mehr verlangen, als in der CDU Sachsen offensichtlich üblich ist, denn schließlich hat auch Ihr Ministerpräsident Herr Stansilaw Tillich es nicht für nötig empfunden, an der Trauerfeier für Frau El-Sherbini teilzunehmen. Dieser scheint sich wiederum an seiner Parteifreundin und Kanzlerin Frau Angela Merkel orientiert zu haben, die nach dem Mord an Frau El-Sherbini tagelang geschwiegen hat. Der Verweis ihres Sprechers darauf, dass die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung Frau Maria Böhmer Muslimen ihr Mitgefühl ausprochen hat, ist ein enormer Rückschritt im Umgang mit Muslimen in Deutschland. Für Frau Merkel, Herrn Tillich und Frau Orosz bleibt der Islam offensichtlich eine Ausländerreligion.

Bleibt die Frage, was der Bundesinnenminister Herr Schäuble gemeint hat, als er vor kurzem davon sprach, dass der Islam längst ein Teil unseres Landes ist; seine Auffassung scheint nicht bei allen Verantwortlichen der CDU auf offene Ohren zu stoßen.

Der Mord an Marwa El-Sherbini beweist, dass es um den Ton, den Dialog, das Gespräch zwischen den Mehrheiten und Minderheiten in diesem Land auf breiter Ebene nicht gut bestellt ist.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland Herr Stephan J. Kramer stellt mit berechtigter Irritation Folgendes fest:

“Ich bin nicht nach Dresden gefahren, weil ich als Jude Angehöriger einer Minderheit bin. Ich unternahm die Reise, weil ich als Jude weiß: Wer einen Menschen wegen dessen Rassen-, Volks- oder Religionszugehörigkeit angreift, greift nicht nur die Minderheit, sondern die demokratische Gesellschaft als Ganzes an.”

Deshalb sei er erstaunt, “warum es keinen massiven Besucherstrom oder Solidaritätsadressen der deutschen Mehrheitsgesellschaft gibt”.

Stephan J.Kramer weiß um den unterschwelligen, bisweilen offen ausgelebten Rassismus in der “Bunten Republik Deutschland”, in der der Begriff “Multi-Kulti” nur noch abfällig und in Negativzusammenhängen verwendet wird, und um die Gefahren, die dieser Rassismus mit sich bringt.

Muslime in Deutschland legen keinen besonderen Wert darauf, dass Strassen nach muslimischen Opfern rassistischer Morde benannt werden. Genauso wenig wie Stolpersteine, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern, Schändungen jüdischer Friedhöfe verhindern, werden Straßen, die muslimische Namen tragen, der grassierenden Aversion gegen Muslime Einhalt gebieten können.

Muslime wollen keine Sonderbehandlung, keine rechtliche Sonderstellung sondern eine gesellschaftliche Normalität, die Frauen mit Kopftuch genauso achtet, wie Frauen ohne Kopftuch, Männer mit Bart genauso akzeptieren wie Männer ohne Bart und Moscheen als genauso selbstverständlichen Bestandteil des Stadtbildes in Deutschland wie Kirchen und Synagogen wahrnimmt.

Die zum Mord an Marwa El-Sherbini jetzt schweigenden, aber sonst so eloquenten Dummschwätzer, Hassprediger und Hetzer, die sich des Mäntelchens der freien Meinungsäußerung bedienen, wollen Muslimen diese Normalität nicht zugestehen. Gegen diejenigen, die Muslime als Abnormität darstellen, muss sich ein breiter gesellschaftlicher Konsens formieren, weil sie die Saat säen für eine Gesellschaft, in der Menschen mit einer anderen Hautfarbe und Religion bespuckt und angepöbelt, oder wie in Dresden von der Polizei sogar angeschossen werden können.

Wieviel Wasser muss noch den Rhein, die Elbe, die Spree und die Isar hinunterfliessen, bis Muslimen diese selbstverständliche Normalität tatsächlich gewährt wird?

Darf man nach Dresden und den beschämend zögerlichen Reaktionen des offiziellen Deutschland darauf hoffen, dass es bei dem Wasser bleibt?

Geschichtsbewusste rechtsradikale Schmierfinken haben in der Nachbarschaft Deutschlands, im österreichischen Mauthausen, ihr Verhältnis zu Muslimen im März 2009 auf einen einfachen Punkt gebracht:

“Was unseren Vätern der Jud ist für uns die Moslembrut”.

Das Wochenblatt “Die Zeit” zitiert den Antisemitismusforscher Wolfgang Benz:

“Die Wut der neuen Muslimfeinde gleicht dem alten Zorn der Antisemiten gegen die Juden.”

Darf ich meinen deutschen Mitbürgen nach dem Mord an Marwa El-Sherbini in aller Aufrichtigkeit, und ohne Irritationen auslösen zu wollen, zum Abschluss zurufen: "Deutschland erwache!?!?!"

Der Artikel erschien bei Too Much Cookies am 10. August 2009


Marwa El-Sherbini war die Tochter des Chemiker-Ehepaares Ali El-Sherbini und Laila Shams aus Alexandria. Sie hatte das Studium der Pharmazie erfolgreich absolviert und war lange Jahre Mitglied der ägyptischen Handball-Nationalmannschaft.

2005 kam sie mit ihrem Mann, dem Genforscher Elwi Ali Okaz, nach Deutschland. Gemeinsam haben sie einen Sohn, der 2006 geboren wurde. Okaz arbeitete als Doktorand am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Ende 2009 wollten sie nach Ägypten zurückkehren, wo ihr Mann Dozent an der Minufiyya-Universität ist.

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Der Mord: Im August 2008 wurde Marwa El-Sherbini von Alex W. auf einem Dresdner Spielplatz als „Islamistin“, „Terroristin“ und „Schlampe“ beschimpft, offenbar, weil sie ein Kopftuch trug. Daraufhin zeigte sie ihn an, und er wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Noch im Prozess bezeichnete er Muslime als „nicht beleidigungsfähig“. Die Staatsanwaltschaft nahm das zum Anlass, in Berufung zu gehen, um ein höheres Strafmaß wegen eines ausländerfeindlichen Hintergrunds zu bewirken.

In der Berufungsverhandlung am 1. Juli 2009 stach Alex W. auf die im dritten Monat schwangere Marwa El-Sherbini ein, als diese nach ihrer Zeugenaussage den Gerichtssaal verlassen wollte, und tötete sie mit 18 Messerstichen. Ihr Mann wollte ihr zu Hilfe eilen und wurde durch drei Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Außerdem gab ein hinzukommender Polizist gezielt einen Schuss auf Okaz ab und traf ihn in ein Bein, da er ihn für den Angreifer hielt. Es gab vorher keine Waffenkontrollen im Gerichtssaal. Der dreijährige Sohn wurde Zeuge, wie seine Mutter verblutete. (Quelle Wikipedia)

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