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von MARCO UNGER, 4. Dezember 2007:

Die Bertelsmann AG und die Bertelsmann Stiftung

– Der Bertelsmann-Konzern verfügt durch sein breites Geschäftsfeld über umfassende Möglichkeiten, den Mediensektor und damit die Meinungen der Menschen dominant zu beeinflussen. Die Rolle der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG) ermöglicht dabei keine breite Meinungsfindung und Ausrichtungsdiskussion innerhalb des Kon­zerns – während die Bertelsmann Stiftung für unternehmensfreundliche Stimmung und Rahmenbedingungen in Politik und Gesellschaft sorgt. Ein Kurzüberblick:

Die Medienwelt entwickelte sich in den letzten 50 Jahren rasant. So entstanden aus vereinzelten Verlagen, Radio- und Fernsehsendern riesige weltumspannende Me­dienimperien. Der deutsche Medienmarkt, der auf den ersten Blick ein breites Angebot an Medien bietet, wird nunmehr durch wenige große Unternehmen dominiert. Neben dem Axel-Springer-Verlag, Premiere sowie der ProsiebenSat1 Media AG ist die Bertelsmann AG einer der größten deutschen Medienkonzerne. (1)

Die Bertelsmann AG

Die aus dem 1835 gegründeten Bertelsmann Verlag hervorgegangene heutige Bertelsmann AG besitzt ein breit gefächertes Geschäftsportfolio. So umfaßt der Konzern neben der Printmediensparte, dem Verlagswesen sowie der Televisions-Sparte auch die Musikvermarktung und ein Systemhaus. Die Bertelsmann Aktien­gesellschaft ist mit einem weltweiten Umsatz von rund 17,8 Milliarden Euro (2) pro Jahr und einem jährlichen Gewinn von rund 1 Milliarde Euro (3) im globalen Spitzenfeld der Medienkonzerne zu finden. Der Konzern gliedert sich weltweit in sechs Hauptgeschäftsfelder:

  • RTL Group
  • Gruner + Jahr,
  • Random House,
  • BMG,
  • Arvato,
  • Direct Group.

Zum Geschäftsbereich RTL Group gehören unter anderem die deutschen Fernseh­sender der RTL-Gruppe, VOX und der Nachrichtensender n-tv. In diesem Bereich wurden im Jahr 2005 5,1 Milliarden Euro Umsatz (4) und ein Gewinn vor Steuern von 756 Millionen Euro (5) erwirtschaftet.

Die Gruner + Jahr-Gruppe, welche auf Printmedien im In- und Ausland spezialisiert ist, verfügt in Deutschland unter anderem über die Magazine Stern, Brigitte, Capital, über die Tageszeitungsgruppen der Sächsischen Zeitung – eines der größten deutschen Zeitungshäuser – sowie die Financial Times. Mit dieser Sparte setzte Bertelsmann in 2005 2,6 Milliarden Euro (6) um. Der Gewinn der Printmediensparte belief sich 2005 auf 250 Millionen Euro. (7).

In der Random House-Gruppe bündelt die Bertelsmann AG ihr Verlagswesen. Mittels dieser erwirtschaftete Bertelsmann in 2005 rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz und einen Gewinn von 166 Millionen Euro (8).

Die BMG – Bertelsmann Music Group – umfaßt die beiden Hauptfelder BMG Music Entertainment, sowie die Bertelsmann Publishing. Dieser Konzernteil be­treibt hauptsächlich den Handel und die Vermarktung von Musikrechten sowie über die Plattenlabel Ariola, BMG, RCA die Produktion und Vermarktung von Künstlern. Bekannte Künstler wie Britney Spears, Celine Dion, Elvis Presley oder Eros Ramazotti werden hier zielgerichtet vermarktet und ihre Musik an die Kunden gebracht. Mit dieser Sparte erwirtschaftete Bertelsmann 2005 circa 2,1 Milliarden Euro Umsatz und einen Gewinn von 177 Millionen Euro. (9)

Arvato, ein Systemhaus, ist spezialisiert auf die Implementierung von Software­lösungen und integrierte Softwareangebote. Arvato und der Axel-Springer-Verlag haben 2004 eine Kooperation geschlossen, um gemeinsam Synergien zu nutzen und ihre Druckkapazitäten zu bündeln. Das Systemhaus erzielte 2005 einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro und einen Gewinn von 341 Millionen Euro. (10)

Die Direct Group – der weltweit agierende Medienvertriebsbereich des Kon­zerns – fügt sich nahtlos in das Portfolio ein. In dieser Sparte werden die Medien der vorgenannten Geschäftsbereiche zielgerichtet vermarktet. Dieser Bereich er­wirtschaftete 2005 einen Gewinn von 53 Millionen Euro bei einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro. (11)

Eigentümer der Bertelsmann AG sind, nachdem die Bertelsmann AG den 25-Prozent-Anteil der GBL-Group Bruxelles Lambert zurückgekauft und eingezo­gen hat, die Bertelsmann Stiftung sowie die Familie Mohn. Der Bertelsmann Stiftung gehören 76,9 % und der Familie Mohn 23,1 % des Eigenkapitals. (12) Die gesamten Stimmrechte werden von der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG), einer GmbH in der alle Stimmrechte gebündelt wurden, kontrolliert. Die BVG gehört der Familie um Liz Mohn.

Abbildung 1 Eigenkapitalverteilung (13)

Die Bertelsmann Stiftung

Reinhard Mohn gründete 1977 die Bertelsmann Stiftung – unter anderem mit den Zielen der Förderung der Medienwissenschaften sowie der Entwicklung neuer Führungskonzepte in Organisationen. Zur Finanzierung übertrug er 1993 der Stiftung Aktien der Bertelsmann AG – allerdings ohne Stimmrecht. Dieses Stimmrecht wurde in der BVG gebündelt. Die Stiftung finanziert sich aus den Einnahmen aus dem Stiftungsvermögen – also aus Dividendenzahlungen der Bertelsmann AG.

Die Einnahmen der Stiftung betrugen 2005 rund 68 Millionen Euro. (14) „Um ihre Kompetenzen zielgerichtet einzusetzen, hat sich die Bertelsmann Stiftung in Themenfelder organisiert. Die Kompetenzzentren ‚Stiftungsentwicklung’, ‚Kultur’, ‚Unternehmenskultur’ und ‚Kommunen und Regionen’ unterstützen die operative Arbeit und nehmen Querschnittfunktionen wahr [sic!].“ (15)

Betrachtet man die Stiftungs-Satzung, so stellt man fest, daß das Kuratorium der Stiftung zum größten Teil aus Mitgliedern des Aufsichtsrats und des Vorstands der Bertelsmann AG sowie der Familie Mohn beziehungsweise deren Nachkommen besetzt ist und somit die Möglichkeit zu direkter Einflußnahme auf die Stiftung besteht.

Bemerkenswert ist hier besonders die Behauptung, daß die gemeinnützige Stiftung deshalb die größte Eigentümerin des Unternehmens sei, weil es „in der Überzeugung Mohns begründet [läge], daß sich große Vermögen der Sozialver–pflichtung des Eigentums unterzuordnen haben, so wie es das deutsche Grundge­setz postuliert“ (16) – während nachweisbar (17) ist, daß die Bertelsmänner und -frauen ihren Einfluß auf Politik und öffentliche Meinung vielmehr dahingehend geltend ma­chen, daß ihre persönliche Vorstellung von ‚Gemeinwohl’ Gestalt annimmt.

Für solcherlei Lobbyarbeit und Einflußnahme besitzt die Bertelsmann Stiftung mehrere nicht nur Beteiligungen an einer Vielzahl anderer Institutio­nen sondern hat auch Verbindungen zu einer Vielzahl solcher Institutoinen. Dies waren im Jahr 2004 unter anderem:

Institution

Gründung / Sitz

Rechtsform

Fundación Bertelsmann

1995 / Barcelona

Stiftung

Bertelsmann Foundation

1994 / New York

Stiftung

Centrum für Krankenhausmanagement CKM

1994 / Münster

GmbH

Akademie zur Förderung der Manuellen Medizin

1992 / Münster

GmbH

Medienakademie Köln

1998 / Köln

GmbH

Akademie des Deutschen Buchhandels

1999 / München

GmbH

CHE Centrum für Hochschulentwicklung

1994 / Gütersloh

GmbH

Stadtbibliothek Gütersloh

1979 / Gütersloh

GmbH

Abbildung 2 Beteiligungen und verbundene Organisationen der Bertelsmann Stiftung (18)

 


Quellen:

(1) Gemessen am Börsenwert ProSiebenSat1 4,8 Mrd., Premiere 1 Mrd., Axel Springer 4,2 Mrd. Euro. www.boerse-online.de [letzter Zugriff 4.12.2006]
(2) Bertelsmann Geschäftsbericht 2005: 2.
(3) Ebenda.
(4) Bertelsmann Geschäftsbericht 2005: 4.
(5) Ebenda.
(6) Ebenda.
(7) Ebenda.
(8) Ebenda.
(9) Ebenda
(10) Ebenda
(11) Ebenda
(12) http://www.bertelsmann.de/bertelsmann_corp/wms41/bm/index.php?ci=100&language=1 [letzter Zugriff 4.12.2006].
(13) http://www.bertelsmann.de/bertelsmann_corp/wms41/bm/index.php?ci=100&language=1 [letzter Zugriff 4.12.2006].
(14) rund 60 Millionen Euro Einnahmen aus Beteiligungen, rund 3 Millionen Einnahmen aus Zinsen und rund 5,5 Millionen Euro einnahmen aus Spenden und sonstigen Einkommen, Geschäftsbericht der Bertelsmann-Stiftung
http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F0A-2741A9F5/bst/hs.xsl/2094.htm
(15) htttp://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F0A-92035E66/bst/hs.xsl/ 2094.htm
(16) http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F0A-C1FD2627/bst/hs.xsl/ 2092.htm
(17) siehe: Jens Wernicke, Torsten Bultmann, Netzwerk der Macht – Bertelsmann, Marburg, BdWi-Verlag 2007
(18) Geschäftsbericht der Bertelsmann Stiftung: 77

Copyright beim BdWi –Verlag, http://www.bdwi.de

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