Die Hetze gegen Russland geht weiter
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Die Bundesregierung forderte eine längere Waffenruhe in Aleppo und warf dem Kreml Zynismus vor.(1) Das war wieder Wasser auf die Mühlen der Atlantiker-Medien. In der Süddeutschen Zeitung schrieb Stefan Kornelius, Leiter des außenpolitischen Ressorts und Mitglied der Atlantik-Brücke: „In Aleppo wird die Welt Zeuge von Verbrechen an der Menschlichkeit unter massiver russischer Mitwirkung. Moskau befeuert eine militärische Auseinandersetzung, die Assoziationen an die Trümmerschlachten des Zweiten Weltkriegs auslöst. Deswegen sind die öffentliche Mahnung und die Forderung nach einem Waffenstillstand das Mindeste, was man Russland antun kann. Die Welt soll wissen, dass es vor allem in Moskaus Macht liegt, die humanitäre Katastrophe zu verhindern … Mahnende Worte reichen freilich nie aus, um eine Kriegspartei zur Einsicht zu bewegen.“(2) Also: Krieg gegen Russland?
Dem stand der Mitherausgeber der FAZ, Berthold Kohler, Putin-Hasser und Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz 2009 und 2010, in nichts nach, wenn er kommentierte: „Auch das Elend der Zivilbevölkerung Aleppos bringt Moskau nicht von seinem Kurs ab, dessen Ziel die Stabilisierung des Regimes seines Verbündeten Assad ist. Selbst dem deutschen Außenminister sicherte der Kreml daher keine längeren Feuerpausen für die belagerte Stadt zu.“ Der „Zynismus“ Moskaus zeige sich nicht nur in Syrien, auch im Ukraine-Konflikt seien „die Erklärungen des Kremls durchtränkt von Lüge, Hohn und Spott“. (3)
Kohler meinte, der Westen gehe nicht hart genug gegen Russland vor, denn der russische Präsident könne beispielsweise den Konflikt in der Ukraine „mit einem Fingerschnippen beenden, wenn er wollte“; aber er wolle nicht, „weil dieser Stellungskrieg seinen Interessen dient“. Dem russischen Präsidenten sei, „anders als dem Westen, nicht daran gelegen, dass die Ukraine zu einer stabilen und prosperierenden Demokratie wird“. Solange dieser fundamentale Interessengegensatz bestehe, werde „kein Abkommen der Welt für anhaltende Ruhe, gar Frieden im Osten der Ukraine sorgen können“.(4) Also: Krieg gegen Russland?
In Spiegel Online war zu lesen: „Die Ruinen und die Toten von Aleppo sind eine Schande für die Welt. Die zweigeteilte, zerstörte Stadt ist ein erschütterndes Symbol für die Schrecken dieses Kriegs … syrisch-russische Bomben treffen derweil Krankenhäuser, Hunderttausende Zivilisten sind bedroht. Laut Schätzungen sind bis zu 400 000 Menschen gestorben.“(5) Spiegel Online ging der Frage nach: „Was kann man jetzt eigentlich noch tun? Wir zeigen, wie Syrien vor dem Krieg aussah – und was heute aus den Städten geworden ist. Nahost-Redakteur Christoph Sydow beschreibt in einer Analyse, wie sich der Westen durch seine abwartende Haltung in eine ohnmächtige Position gebracht hat …“(6) Also: Russland hat Schuld, dass aus Syrien ein Trümmerfeld wird?
Dem entsprach die ARD-Berichterstattung. Anlässlich der Verhandlungen Außenministers Steinmeier mit dem russischen Außenminister Lawrow in Jekaterinburg über die Konflikte in der Ukraine und in Syrien kommentierte der unsägliche Moderator Thomas Roth in den Tagesthemen, reden sei besser als schießen, „aber das muss man auch wollen“. Und er kam tatsächlich auf die Erschießung der russischen Zarenfamilie 1918 durch „Lenins Bolschewisten“ in Jekaterinburg zu sprechen, wo sich die Russen „schon einmal zum Schießen und nicht zum Reden entschlossen haben“.(7) Anschließend durfte seine Lieblingskorrespondentin, Golineh Atai, wie gewohnt ihre tendenziös verzerrten Vorstellungen zu Russland verbreiten, diesmal über russische Propaganda wegen „angeblicher Sabotageversuche“ Kiews auf der Krim.(8)
Auch die Welt trommelt und zeigte das Foto eines verletzten Jungen aus Aleppo.(9) Berichtet wurde unter anderem von „bewegenden Aufnahmen“ syrischer „Oppositionsaktivisten“, die jetzt offenbar von den Russen entgegen den Geboten der Menschlichkeit bombardiert werden. Nun wird zwar in Syrien schon länger terrorisiert und seit September 2014 von den USA und einzelnen Golfstaaten gebombt, aber in den westlichen Medien herrscht seit Monaten die Meinung vor, die syrische Bevölkerung leide erst seit dem Eintritt Russlands (Ende September 2015) in den dortigen Krieg. Die Argumente des russischen Außenministers Lawrow, der IS würde einen längeren Waffenstillstand in Aleppo für den Nachschub von Kämpfern und Waffen nutzen (wie schon geschehen), wurden weitgehend ignoriert.
Kein Wort über die Ursachen und die Verursacher der Konflikte. Wie inzwischen allgemein bekannt und belegt ist, haben die USA den Orient von Afghanistan und dem Irak bis nach Libyen und Syrien in Brand gesetzt. Und in der Ukraine wurde seit Jahren subversiv auf den Regierungswechsel hingearbeitet, der dann während der Maidan-Revolte mit dem vom Westen unterstützten gewaltsamen Putsch in Kiew stattfand. Dass die US-Marionetten Poroschenko und Jazenjuk Mitte 2014 den mörderischen Bürgerkrieg begannen, was zweifelsfrei nachzuweisen ist,(10) wird geflissentlich verschwiegen.
Aber der Kriegsherr Poroschenko blies erst kürzlich wieder zum Gefecht. Nachdem aus Moskau mitgeteilt wurde, die Regierung in Kiew stecke hinter dem Versuch, auf der Krim terroristische Anschläge zu verüben, protestierte Poroschenko gegen die vorgebliche Provokation Russlands und setzte seine Armee in Alarmbereitschaft. Entgegen dem gesunden Menschenverstand und ohne jegliche Beweise nahmen die westlichen Medien sofort Partei für Kiew und gegen Moskau, von wo angeblich Invasionspläne ausgingen. Keine Recherche, bis heute nicht. Das Übliche.
Die Tatsachen werden unterdrückt, verdreht, umgelogen. Angeblich ist Russland der Aggressor, Wladimir Putin der Leibhaftige. Drohungen, Hetze und Lügen, von den USA veranlasste Wirtschaftssanktionen (aufgrund einer Farce), die nicht nur Russland, sondern immer mehr in bedenklichem Maße auch die westeuropäischen Staaten treffen. Tausende Soldaten, Panzerbataillone, Kampfjets, Raketen- und Radarstellungen an den russischen Grenzen. Offensichtlich rüsten westliche Politiker, Journalisten und Militärs zum Krieg. Welch eine verantwortungslose, kriegslüsterne Meute!
Wolfgang Bittner, Schriftsteller und Jurist, ist Autor des Buches „Die Eroberung Europas durch die USA“, Westend Verlag 2015.
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Quellennachweise
(1) https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/08/2016-08-15-syrien-aleppo.html
(2) Stefan Kornelius: http://www.sueddeutsche.de/politik/kaempfe-um-aleppo-syrien-krieg-obama-muss-den-ersten-schritt-machen-1.3121155
(3) Berthold Kohler: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/abgeblitzter-aussenminister-der-zynismus-des-kremls-14389508.html
(4) Berthold Kohler, a.a.O.
(5) http://www.spiegel.de/politik/ausland/news-des-tages-die-lage-am-donnerstag-a-1107077.html
(6) Spiegel Online, a.s.O.
(7) Thomas Roth: http://www.ardmediathek.de/tv/Tagesthemen/tagesthemen/Das-Erste/Video?bcastId=3914&documentId=37164744
(8) Golineh Atai: http://www.ardmediathek.de/tv/Tagesthemen/tagesthemen/Das-Erste/Video?bcastId=3914&documentId=37164744
(9) http://www.welt.de/politik/ausland/article157731815/Die-Aufnahmen-verdeutlichen-die-Schrecken-des-Buergerkriegs.html
(10) Siehe Wolfgang Bittner, Die Eroberung Europas durch die USA, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2015.