WikiLeaks für Friedensnobelpreis nominiert
(02.02.2011/dpa)
Ein norwegischer Parlamentsabgeordneter hat das Enthüllungsportal WikiLeaks offiziell für den Friedensnobelpreis nominiert. Das berichtete die Nachrichtenagentur NTB am Mittwoch in Oslo. Die diesjährige Entscheidung zwischen wahrscheinlich etwa 200 Vorschlägen steht im Oktober an.
Der linkssozialistische Parlamentsabgeordnete Snorre Valen begründete seinen Vorschlag damit, dass WikiLeaks „einer der wichtigsten Beiträge dieses Jahrhunderts zu Meinungsfreiheit und Transparenz“ sei. „WikiLeaks hat mit seinen Publikationen Korruption, Rechtsbrüche durch Regierungen und Unternehmen und vor allem auch gesetzwidrige Überwachung, Kriegsverbrechen und Folter durch eine Reihe von Staaten enthüllt“, erklärte Valen.
Als jüngstes Beispiel verwies er auf die Enthüllung der persönlichen Bereicherung des tunesischen Ex-Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali. Dies habe zum Ende einer knapp 25 Jahre währenden Diktatur beigetragen. Die Berichte aus Tunesiens Hauptstadt Tunis sind Teil der etwa 250.000 US-Botschaftsdokumente, die Wikileaks seit November schrittweise zusammen mit Medienpartnern veröffentlicht.
Die Nominierungsfrist für den Friedensnobelpreis läuft jedes Jahr am 1. Februar ab. Vorschläge einreichen können unter anderem frühere Preisträger und Parlamentsabgeordnete aus aller Welt. Der Preis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Million Euro) dotiert und wird jedes Jahr am 10. Dezember im Osloer Rathaus überreicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass WikiLeaks-Gründer Julian Assange tatsächlich der nächste Empfänger des Friedensnobelpreises werden könnte, ist freilich verschwindend gering. Sie hätte einen revolutionären Gesinnungswandel innerhalb des Komitees selbst zur Voraussetzung. Denn
2008 hatte ausgerechnet der US-Kriegspräsident Barack Obama die international hochgeschätzte Auszeichnung bekommen.
Obamas Regierung wertet die WikiLeaks-Veröffentlichung der Botschaftsdokumente bekanntlich als schweren Rechtsbruch einschließlich der Gefährdung von Menschenleben. Washington hat mehrfach Überlegungen bestätigt, Assange in den USA juristisch zu belangen.