Wieder Russland …
Kurz vor dem zweiten Urnengang in der Präsidentschaftswahl in Frankreich berichteten die Medien über einen Cyberangriff auf die Wahlkampagne „En Marche“ von Emmanuel Macron. Wobei die Medien in ihren Headlines sogleich fragten, ob die Urheberschaft dieses Hackerangriffes in Russland zu verorten sei. „BILD“ am 6. Mai in großen Lettern: „Hacker-Angriff auf Macron“ – „Steckt Russland hinter den Leaks?“, so auch der „Stern“ am gleichen Tag: „Steckt Russland dahinter?“ oder der „Kurier“ in Österreich: „Cyberangriff auf Macron: Hacker – Grüße aus Moskau?“. Laut dpa vom 6. Mai um 1:46 Uhr seien „die im Internet veröffentlichten Daten von Mitarbeitern des französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron (…) nach Angaben seines Wahlkampfteams schon vor einigen Wochen bei einem Hacker-Angriff entwendet (worden). (…) „En Marche!“ hatte bereits Ende April unter Berufung auf die IT-Sicherheitsfirma „Trend Micro“ berichtet, Macrons Präsidentschaftswahlkampagne sei Ziel der Hackergruppe „Pawn Storm“ geworden.“ Die Deutsche Presseagentur schriebt weiter, „westliche IT-Sicherheitsfirmen vermuten dahinter eine Gruppe mit mutmaßlicher Nähe zu russischen Geheimdiensten“.
Die Sicherheitsfirma „Trend Micro“ ( mit Sitz in Tokio) berichtete in ihrer Pressemitteilung vom 25. April 2017, dass sie gezielte Cyber-Angriffe auf deutsche und französische Politik nachweisen könne. In ihrem neuen Report analysieren sie die „Vorgehenswese der Hacker-Gruppe Pawn Storm“ und verdeutlichen ihre Ziele. In dieser Pressemitteilung äußert „Trend Micro“ jedoch keinen Verdacht gegen irgendeinen Staat, der hinter dieser Hacker-Gruppe stehe.
Martin Rösler, Leiter der Bedrohungsforschung bei „Trend Micro“ schreibt in einem Kommentar über Cyberspionage und Schuldzuweisungen am 14. Februar 2017: „Ohne der Öffentlichkeit handfeste Beweise vorzulegen, werden in der Regel „informierte Kreise“ und „Cyberexperten“ wohl aus dem Geheimdienstumfeld zitiert, um die vermeintlichen Hintermänner von Cyberspionage oder –angriffen zu brandmarken.“ Er konstatiert, dass es jedoch nahezu unmöglich sei, „jedenfalls mit den der IT-Sicherheitsindustrie zur Verfügung stehenden Mitteln“ im Bereich der politisch motivierten Cyberspionage Ermittlungserfolge zu erzielen. Auch wenn man eine Menge über diese Hacker-Gruppe wisse, so Rößler und fragt: „Aber können wir deshalb eindeutig beweisen, dass die russische Regierung hinter diesen Angriffen steckt? Nein, das können wir nicht.“