Viel zu spät: Offizielle Freigabe der Pentagon-Papiere in den USA

(14.06.2011/dpa)

40 Jahre nach ihrer spektakulären Erstveröffentlichung in der Presse sind die berüchtigten „Pentagon-Papiere“ der US-Regierung zum Vietnamkrieg am Montag nun auch offiziell freigegeben worden.

In der insgesamt 7.000 Seiten umfassenden Studie hatten Pentagon und Außenministerium die Vorgeschichte des Vietnamkrieges und Washingtoner Entscheidungsprozesse dokumentiert. Dabei wurde unter anderem deutlich, dass der Waffengang von langer Hand vorbereitet worden war. Ein Teil der Papiere war der New York Times zugespielt worden, die am 13. Juni 1971 mit der Veröffentlichung begann.

Seit Montag seien nun die kompletten Dokumente im Nationalarchiv in College Park im US-Staat Maryland sowie in drei Präsidentenbibliotheken einzusehen, teilte das Nationalarchiv mit. Die Pentagon-Papiere mit dem offiziellen Titel „United States – Vietnam Relations, 1945-1967: A Study Prepared by the Department of Defense“ waren 1967 vom damaligen Verteidigungsminister Robert McNamara in Auftrag gegeben worden.

Sie zeigen nach Angaben der Washington Post, „dass amerikanische Führer öffentlich das eine über den Konflikt sagten, hinter verschlossenen Türen aber völlig anders über ihn dachten“. Der Vietnamkrieg sei von langer Hand geplant gewesen, auch wenn mehrere Präsidenten der Öffentlichkeit etwas anderes weismachen wollten. Die USA Today bezeichnet die Veröffentlichung als „finalen Akt einer Saga, die vor vier Jahrzehnten das Präsidentenamt, die Presse und den kompletten Regierungsapparat veränderte“.

Die Papiere gelangten vor 40 Jahren ans Licht der Öffentlichkeit, als ein Mitarbeiter der US-Denkfabrik Rand Corporation, die Zugang zu dem Dokument hatte, Kopien machte und an die Medien weitergab. David Ellsberger handelte damals unter dem Eindruck der zwei Jahre, die er als US-Botschaftsmitarbeiter in Vietnam verbracht hatte. Er entwarf Ausstiegsszenarien und hatte Kontakt zu Friedensaktivisten. Das öffentliche Wissen um den Report hatte die Opposition gegen den Krieg verstärkt. Der Streit nach der Veröffentlichung führte auch dazu, dass das Oberste Gericht der USA die Freiheit der Medien stärkte.

Das hat ihre weitgehend freiwillige de-facto-Gleichschaltung nach den Terroranschlägen vom 11. September 2011 freilich nicht verhindert. Nach dem Vietnamkrieg und nochmals verstärkt nach 9/11 sind die repressiven Möglichkeiten der US-Administration und ihrer Geheimdienste in einem damals kaum vorstellbaren Maße noch gesteigert worden.

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