Krieg in Nahost

Vergeltungsschlag: Iran durchdringt israelische Luftabwehr

Iranische Raketen treffen Ziele in Israel trotz Vorwarnungen, Raketenschutzschirm und westlicher Unterstützung / Verteidigung erheblich teurer als der Angriff / Analyst: „neues strategisches Gleichgewicht“ in der Region

Eine iranische Rakete startet in Richtung Israel.
Foto: Mehrnews /خبرگزاری مهر, Public Domain, Mehr Infos

(Diese Meldung ist eine Übernahme von multipolar)

Das iranische Militär hat bei seinem Vergeltungsangriff in der Nacht vom 13. auf den 14. April militärische Ziele in Israel getroffen. Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari räumte vier Raketeneinschläge auf dem Gelände des Militärflughafens Nevatim in der Negev-Wüste ein. Dabei seien neben einer Start- und Landebahn anderen Quellen zufolge auch Lagerhallen und Flugzeuge beschädigt worden. Laut Angaben unabhängiger Militärblogger sollen auch die Geheimdienstzentrale der israelischen Luftwaffe in Tel Aviv, ein israelischer Geheimdienststützpunkt im Norden der Golanhöhen sowie der Luftwaffenstützpunkt Ramon von mehreren Mittelstreckenraketen getroffen worden sein. Alle angegriffenen Standorte seien den Angaben Teherans zufolge am vorangegangenen israelischen Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus am 1. April beteiligt gewesen.

Westliche Medien fokussierten nach dem Vergeltungsschlag Irans hauptsächlich darauf, dass 99 Prozent der vom Iran eingesetzten Drohnen, Marschflugkörper und ballistischen Raketen von Israel und seinen Alliierten abgeschossen worden seien. In der Region stationierte Einheiten der USA, Frankreichs und Großbritanniens hatten das israelische Militär unterstützt. Der Schaden für Israel sei gering geblieben. Militärexperten und nicht-westliche Medien weisen jedoch darauf hin, dass der Großteil der vom Iran eingesetzten Flugkörper lediglich als Ablenkung diente und sowohl die USA als auch die iranischen Nachbarstaaten bereits vor dem Angriff informiert wurden. Es seien auch Einzelheiten über die Abschusszeiten und die Anzahl der abzufeuernden Drohnen und Raketen mitgeteilt worden, um eine „Katastrophe“ in Israel und ein „größeres Unglück“ in der Region zu vermeiden.

Die umfangreichen Vorwarnungen werden durch eine Reuters-Meldung bestätigt. Demnach habe der iranische Außenminister erklärt, „Teheran habe den Vereinigten Staaten mitgeteilt, dass sein Angriff auf Israel begrenzt sei und der Selbstverteidigung diene, und dass die regionalen Nachbarn 72 Stunden im Voraus über die geplanten Angriffe informiert worden seien“. Türkische, jordanische und irakische Beamte hätten am Tag nach dem Vergeltungsschlag gesagt, der Iran habe den Angriff schon Tage vorher angekündigt.

Vor diesem Hintergrund sei der Schlag gegen Israel als „öffentlich wahrnehmbare Politik der Abschreckung Irans“ und „größte militärische Demonstration der modernen Geschichte“ zu werten, erklärte der ehemalige UN-Waffeninspekteur Scott Ritter in einem Interview. Zudem seien laut einem iranisch-amerikanischen Politik-Analysten bei der Verteidigung Israels Raketen im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar abgefeuert worden. Der Großteil der vom Iran eingesetzten Flugkörper habe hingegen aus veralteten Drohnen und Raketen mit einem Gesamtwert von wenigen Millionen Dollar bestanden. Der israelische Brigadegeneral Reem Aminoah sprach ebenfalls von 1 bis 1,3 Milliarden US-Dollar Verteidigungskosten in dieser einen Nacht, während die iranischen Angriffskosten nicht mal zehn Prozent davon betragen hätten.

Ein Sprecher des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi sagte, die Ära der „strategischen Geduld“ des Iran gegenüber Israels Militäraktionen sei vorüber. Direkte Angriffe auf iranische Militärs und Staatsbürger würden von nun an auch direkt „beantwortet“. Brigadegeneral Kioumars Heydari, der Befehlshaber der iranischen Bodentruppen, äußerte sich ähnlich. Mit dem Gegenschlag habe das iranische Militär ein bisheriges „Tabu“ gebrochen.

Laut dem brasilianischen Publizisten Pepe Escobar wurde bei dem iranischen Angriff die „strategische Partnerschaft“ der BRICS-Staaten sichtbar. Die iranischen Raketenleitsysteme hätten zur Zielsteuerung das chinesische Satellitennavigationssystem Beidou sowie das russische System Glonass genutzt. Die „strategische Geduld“ des Iran habe sich durch den Angriff in ein für alle sichtbares „strategisches Gleichgewicht“ zwischen dem Iran und Israel verwandelt.

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