Verfassungsschutz: Kölner Attentäter ist Randperson im rechten Lager
(19.10.2015/dpa)
Der Attentäter von Köln war nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes eine Randperson im rechtsextremen Lager. Der 44 Jahre alte Frank Steffen, der die neu gewählte Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Tag vor der Abstimmung niederstach, sei in den vergangenen Jahren „ab und zu Mal im Internet aufgetaucht, aber er war eher eine Randperson in diesem Bereich“, sagte der Chef des NRW-Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, am Montag im WDR-Hörfunk.
Im Internet gebe es eine unglaubliche Zunahme der Hetze gegen Flüchtlinge und Aufnahmeeinrichtungen, sagte Freier. Wenn es im Internet so etwas wie virtuellen Applaus für Hetze gebe, dann könnten „schnell aus Worten Taten werden“. Viele der Täter kämen gar nicht aus dem organisierten Rechtsextremismus, sondern aus dessen Umfeld, sagte Freier weiter. „Wir gehen davon aus, dass rechtsextremistische Parteien und Organisationen diese Hetze im Internet bewusst schüren.“
Der Angreifer sitzt wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Ein psychologisches Gutachten ergab, dass er während der Tat voll schuldfähig war, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.
Als Grund für seine Bluttat gab Steffen nach Polizeiangaben ausländerfeindliche Motive an. Reker ist als Kölner Sozialdezernentin für die Unterbringung von Flüchtlingen in der Domstadt zuständig. Sie hatte sich im Wahlkampf wiederholt für die Integration von Asylbewerbern ausgesprochen. Neben der 58-Jährigen wurden auch eine Kölner CDU-Politikerin, eine FDP-Ratsfrau und zwei Bürger verletzt.
Nach einem Bericht von Spiegel Online soll Frank Steffen in den 1990er Jahren in der Neonazi-Szene aktiv gewesen sein, unter anderem in der militanten Freiheitlichen Deutschen Arbeitspartei (FAP), die 1995 verboten wurde.