US-Luftangriffe in Syrien: „Rebellen“ solidarisieren sich mit Al-Qaida
(30.09.2014/dpa)
Selbst die treuesten Verbündeten der USA gingen mit ihrem Lob sparsam um. Als vor mehr als einer Woche die ersten US-Raketen auf Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien niedergingen, begrüßte die Nationale Syrische Koalition die Luftangriffe umgehend. Zugleich aber hob das vom Westen initiierte Oppositionsbündnis mahnend den Zeigefinger: Die IS-Miliz sollte nur dann bekämpft werden, wenn gleichzeitig die Regierung von Syriens Präsident Baschar al-Assad gestürzt werde. „Assad muss weg“, lautete die klare Forderung der in Istanbul ansässigen Opposition.
Unter den Anhänger der sogenannten „moderaten“ und „gemäßigten“ Terrorgruppen war das noch eine der freundlichsten Reaktionen auf die Luftangriffe der USA und ihrer fünf arabischen Verbündeten.
Bei Twitter und Facebook kursieren Bilder von kleinen Kindern, die bei Luftangriffen der internationalen Allianz ums Leben gekommen sein sollen. Zudem tauchten in den vergangenen Tagen im Internet mehrere Videos von Protesten in verschiedenen syrischen Städten gegen die Bombardierungen auf. Fahnen des Islamischen Staates und anderer radikal-islamischer Gruppen sind auf den Bildern zu sehen.
Vor allem stört die „moderaten“ Terrorgruppen die Tatsache, dass die Bombardierungen die Assad-Regierung verschonen. Die mit dem Westen verbündete Opposition hält nicht die kopfabschneidenden Dschihadisten für das schlimmste Übel im Land, sondern die Truppen der Regierung.
Viele Regierungsgegner im Land unterstellen den USA jetzt sogar, sie kooperierten heimlich mit Damaskus – und hätten längst das Ziel aufgeben, Assad zu stürzen. Verdächtig wirken für sie Artikel der staatlichen Nachrichtenagentur Sana, die sonst gegenüber Gegnern martialische Töne anschlägt. Über die Luftangriffe der USA und ihrer arabischen Verbündeten berichte sie jedoch in einem so neutralen Ton, als wäre Syrien ein Partner der Koalition.
Angefacht wird der Protest auch durch US-Luftangriffe auf andere extremistische islamische Gruppen wie die Al-Nusra-Front, den syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Qaida. Die Miliz teilt zwar die Ideologie des Islamischen Staates, beide Gruppen gelten aber als miteinander verfeindet.
Auch gemäßigte Regimegegner, die die USA eigentlich ausbilden und bewaffnen wollen, um Assad zu stürzen, solidarisierten sich mit der Al-Qaida-Terrormiliz, nachdem diese von den USA angegriffen worden war. „Wir sind gegen den IS und gegen den Terrorismus“, sagte ein junger Demonstrant aus der Stadt Maarat al-Numan dem oppositionellen Sender Orient News. „Aber wir unterstützen mit ganzem Herzen die Al-Nusra-Front.“