Ukraine: Jeder achte wehrfähige Mann Invalide
Laut amtlichen ukrainischen Zahlen bereits 13 Prozent der Männer im wehrfähigen Alter schwerbehindert / Zahl seit Kriegsbeginn um über 300.000 Personen gestiegen / Gesundheitsminister: mehr als 100.000 Amputierte
(Diese Meldung ist eine Übernahme von multipolar)
Rund jeder achte ukrainische Mann im Alter von 25 bis 60 Jahren ist mittlerweile Invalide. Dies entspricht einer Zahl von rund 1,45 Millionen Männern beziehungsweise 13 Prozent der männlichen Bevölkerung im wehrfähigen Alter, berichtete die Zeitung Ukrainska Prawda. (14. Februar) Dass es sich dabei zu großen Teilen um kriegsversehrte Soldaten handeln könnte, erwähnt die Zeitung nicht. Die ukrainische Regierung veröffentlicht keine Zahlen über Verletzte der eigenen Armee.
In Deutschland liegt die Quote schwerbehinderter Menschen laut Statistischem Bundesamt bei 9,4 Prozent – allerdings sind 79 Prozent der deutschen Schwerbehinderten über 55 Jahre alt. Laut Schätzungen von Fachleuten sowie Angaben ukrainischer Minister ist die überdurchschnittlich hohe Zahl junger, männlicher Invaliden in der Ukraine auf den Krieg mit Russland zurückzuführen. Die ukrainische Organisation „Stopkor“ meldete bereits im Juni 2022 rund 500 Kriegsverletzte täglich, von denen etwa die Hälfte Prothesen benötige.
Die ukrainische Ministerin für Sozialpolitik Oksana Zholnowitsch sagte im September 2023, die Zahl der Ukrainer mit Behinderungen sei in den eineinhalb Jahren seit Kriegsbeginn um rund 300.000 Personen gestiegen. Allein in der ersten Jahreshälfte 2023 habe es 15.000 Amputationen gegeben, berichtete die BBC. In Großbritannien seien es während des gesamten Zweiten Weltkriegs 12.000 Menschen gewesen, denen Gliedmaßen operativ abgenommen werden mussten.
Der deutsche Prothesenhersteller „Ottobock“ schätzte die Zahl von Ukrainern mit Amputationen laut „Merkur“ bis Oktober 2023 auf etwa 50.000. Der ukrainische Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko beziffert die Zahl der Amputierten inzwischen auf mehr als 100.000 Personen, berichtete die Neue Zürcher Zeitung in der vergangenen Woche. (11. Februar) Westliche Medien berichten regelmäßig über junge, ukrainische Soldaten, denen nach schweren Verwundungen Arme oder Beine operativ abgenommen wurden – darunter auch Frauen.
Die Zahl der Invaliden im wehrfähigen Alter ist den Angaben der Ukrainska Prawda zufolge inzwischen höher als die Zahl der in der Armee eingesetzten Männer. Derzeit gebe es in der Ukraine „theoretisch“ rund 11,1 Millionen Männer, die gesetzlich „mobilisierungspflichtig“ seien, erklärt der Zeitungsartikel. Die Zahlen basieren auf einer Auswertung der amtlichen Steuernummern (TIN).
Elf Prozent der wehrpflichtigen ukrainischen Männer seien den Angaben zufolge derzeit in „verschiedenen Strukturen der Verteidigungskräfte“ aktiv. 26 Prozent (2,9 Millionen Männer) befänden sich in Gebieten unter russischer Besatzung und weitere elf Prozent (1,2 Millionen Männer) hielten sich im Ausland auf, teilte die Zeitung mit. Die einzigen „mobilisierbaren Gruppen“ seien die angestellten Beschäftigten (rund 2,8 Millionen), die Einzelunternehmer (knapp 0,6 Millionen) und rund 950.000 Männer, „die sich in der Ukraine aufhalten, über die der Staat aber außer ihrer TIN nichts weiß“, heißt es in dem Bericht.
Die Personallage in vielen Betrieben sei kritisch, heißt es weiter. Man könne kaum noch Männer entbehren. Der Artikel berichtet zudem darüber, dass Betriebe sich Arbeitskräfte gegen die Zahlung von mindestens 30.000 Griwna (725 Euro) an den ukrainischen Staat „reservieren“ und damit deren Einzug an die Front zeitweise blockieren könnten. Dies könne der ukrainischen Regierung eine zusätzliche Summe von 200 bis 350 Milliarden Griwna (4,8 bis 8,4 Milliarden Euro) jährlich verschaffen. Laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskij muss die ukrainische Armee eine halbe Million Männer rekrutieren, um den Krieg weiter führen zu können.