Tunis: Armee marschiert gegen Demonstranten
(12.01.2011/dpa)
Um die sozialen Unruhen in seinem Land zu unterdrücken verfährt Präsident Zine el Abidine Ben Ali zweigleisig. Auf der einen Seite entließ er am Mittwoch den Innenminister und ordnete die Freilassung aller festgenommenen Demonstranten an. Auf der anderen Seite lässt er die Armee gegen die Protestbewegung aufmarschieren.
Am Mittwoch kam es erstmals im Zentrum von Tunis zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen etwa 200 Demonstranten und der Polizei. Soldaten patrouillierten seit dem Vormittag in der Stadt und schützten strategisch wichtige Punkte. Viele junge Tunesier sind arbeits- und völlig perspektivlos und machen ihrem Unmut Luft.
Nach Augenzeugenberichten warfen aufgebrachte Tunesier in der Nähe der französischen Botschaft mit Steinen, die Polizei feuerte Tränengas ab. Die Armee war zunächst nicht an den Auseinandersetzungen beteiligt. Am Vorabend hatte es bereits in einem Vorort von Tunis Unruhen gegeben. Mehrere Geschäfte wurden geplündert.
Über die Opferzahlen gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Die Regierung spricht von bislang 21 Toten, Gewerkschafter gehen von etwa 50 Toten seit dem vergangenen Wochenende aus.
Unterdessen gab es einen versuchten Brandanschlag auf die tunesische Botschaft in der Schweizer Hauptstadt Bern. Der Sachschaden sei nur gering, teilte die Kantonspolizei mit. Es war zunächst unklar, ob es einen Zusammenhang mit der Lage im Land gab. In Paris hatte es vor einigen Tagen ebenfalls einen Anschlag auf ein Gebäude des tunesischen Konsulats gegeben.