Spaniens Jugend: Zwischen Resignation und Protest

(30.07.2012/dpa)

Kein Job, keine Hoffnung: Junge Spanier sind zusammen mit den Rentnern und den älteren Langzeitarbeitslosen die Hauptopfer der tiefen Wirtschaftskrise. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen bis 25 Jahre (53,3 Prozent) ist zurzeit arbeitslos: Das sind 920.000 junge Menschen, die keinen Platz am Arbeitsmarkt finden. Ein historischer Negativrekord sowohl in Spanien als auch in der Europäischen Union. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) warnte kürzlich vor der Gefahr einer verlorenen Generation. Für viele junge Spanier ist diese Gefahr bereits Realität: Sie haben keine Hoffnung mehr in die Zukunft.

Eduardo Mediero (27) ist schon seit drei Jahren arbeitslos und sieht keine Perspektive, kurzfristig einen Job zu finden: „Es gibt nichts. Du wirst kaum noch als Regalauffüller in einem Supermarkt eingestellt. Höchstens gibt es Gelegenheitsjobs, Zeitverträge, das ist alles.“

Immer mehr gut ausgebildete spanische Jugendliche wollen angesichts der verzweifelten Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt ihr Glück im Ausland versuchen. Nach Angaben des Portals für berufliche Mobilität Eures hat sich die Zahl der Spanier, die im Ausland Arbeit suchen, seit 2008 verdreifacht. Vor allem Deutschland ist ein beliebtes Zielland. Die Regierung in Berlin hatte mehrfach signalisiert, dass gut ausgebildete spanische Fachkräfte wie Ingenieure, Informatiker oder Chemiker in Deutschland gefragt seien. Die meisten Spanier müssen jedoch ein schwieriges Hindernis überwinden: Die Sprachbarriere. Der Fremdsprachenunterricht ist eine Achillesferse des spanischen Bildungssystems.

Die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die schlecht bezahlten Zeitverträge, mit denen sich die Mehrheit der Jugendlichen abfinden muss, haben außerdem zur Folge, dass sie sich schwer unabhängig machen können. Einem Bericht der Sparkasse La Caixa zufolge wohnen derzeit 70 Prozent der spanischen Jugendlichen zwischen 20 und 29 Jahren bei ihren Eltern. Die Preise für Eigentumswohnungen sind in Spanien extrem hoch, und die Miete für eine 80 Quadratmeter Wohnung in Madrid liegt bei mindestens 900 Euro.

Die schwierige Lage vieler spanischer Jugendlicher hat sich infolge der harten Sparmaßnahmen der Regierung weiter verschlechtert: Die Mietbeihilfe für junge Spanier wurde gestrichen und für diejenigen, die diesen Zuschuss zurzeit erhalten, wurde er um 30 Prozent von 210 auf 147 Euro im Monat gekürzt.

Die spanische Regierung hatte im Februar zwar eine Arbeitsmarktreform beschlossen, die Steuervergünstigungen für kleine und mittlere Unternehmen vorsieht, die jugendliche Arbeitslose unter 30 Jahren einstellen. Der Vertrag enthält allerdings eine Probezeit von einem Jahr, in der die jungen Arbeitnehmer ohne Probleme entlassen werden können.

Eduardo Mediero sieht schwarz für seine Zukunft. Er fühlt sich machtlos. „Das Einzige, was du tun kannst, ist weiter studieren, um dich zu spezialisieren, aber auch das bringt kaum etwas. Es gibt keine Arbeit. Die Leute haben kein Geld. Da kann man nichts machen.“

Offenbar sind nicht alle Spanier so resigniert wie Mediero. Hunderttausende demonstrierten in den vergangenen Wochen in über 80 Städten des Landes. Alleine in der Hauptstadt Madrid nahmen am 20. Juli über 100.000 Menschen an den Protesten teil. Dort setzte die Polizei Schlagstöcke und  Gummigeschosse gegen das aufbegehrende Volk ein. An den Protesten „nahmen auch Polizisten, Militärs, Richter und Staatsanwälte teil“, schrieb die Welt. (1) Und so kam es zu der Situation, dass sich Polizisten – zusammen mit Feuerwehrleuten – an die Spitze der Demonstration stellten, um die anderen Teilnehmer vor den Angriffen ihren gewaltbereiten Kollegen zu schützen.

Anmerkungen

(1) http://www.welt.de/politik/ausland/article108339262/Polizei-setzt-Schlagstoecke-gegen-Demonstranten-ein.html

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