Schrumpfkurs: Deutsche Bank baut massiv Stellen ab

(29.10.2015/dpa)

Die Deutsche Bank will die Zahl ihrer Mitarbeiter radikal reduzieren. Bis 2018 sollen noch etwa 77 000 Vollzeitkräfte für den Dax-Konzern tätig sein, aktuell sind es rund 103 000.

Ein Großteil der Stellenstreichungen im Privatkundengeschäft trifft den Heimatmarkt. In Deutschland will das Institut etwa viertausend Stellen abbauen, wie Privatkundenchef Christian Sewing am Donnerstag in Frankfurt ausführte. Insgesamt sollen bis 2018 zusätzlich zum Postbank-Verkauf unter dem Strich rund neuntausend Arbeitsplätze abgebaut werden.

Noch unter dem alten Vorstand hatte der Konzern im April beschlossen, bis Ende 2017 etwa zweihundert der siebenhundert eigenen Filialen zu schließen. Dies werde vor allem Ballungsräume treffen, aus der Fläche wolle sich die Bank nicht zurückziehen, betonte Sewing: „Wir werden weiterhin mit über 500 Filialen in Deutschland präsent sein und damit die Fläche sehr gut abdecken.“

Schrumpfen wird die Bank auch ihre internationale Präsenz. Die Deutsche Bank zieht sich aus zehn Ländern vollständig zurück: Argentinien, Chile, Mexiko, Peru, Uruguay, Dänemark, Finnland, Norwegen, Malta und Neuseeland. Der Sparkurs soll die Kosten um brutto rund 3,8 Milliarden Euro drücken. Die Kosten für den Umbau inklusive Abfindungen bezifferte das Geldhaus auf rund 3,0 Milliarden bis 3,5 Milliarden Euro.

Es gehe darum, eine bessere Deutsche Bank zu schaffen, bekräftigte der seit Juli amtierende Co-Chef John Cryan bei seiner ersten Pressekonferenz seit seinem Amtsantritt. Die Bank solle einfacher und effizienter werden. „Das bedeutet leider auch, dass wir einige unserer Filialen schließen, die Präsenz in einigen Ländern beenden und einige unserer Arbeitsplätze in kundennahen und in Infrastrukturbereichen abbauen müssen“, erklärte Cryan. „Ich versichere ihnen, dass wir diesen Stellenabbau auf eine faire Art und Weise in Rücksprache mit unseren Betriebsräten vornehmen werden.“

Im dritten Quartal des laufenden Jahres fuhr die Bank einen Rekordverlust in Höhe von sechs Milliarden Euro ein. Deutschlands größtes Geldhaus streicht die Dividende für die Jahre 2015 und 2016. Damit gibt es erstmals seit dem 1950er Jahren keine Ausschüttung für die Anteilseigner.

Der ehemalige UBS-Finanzvorstand Cryan hatte zum 1. Juli Anshu Jain an der Führungsspitze der Bank abgelöst. Der zweite Co-Chef Jürgen Fitschen bleibt noch bis zur Hauptversammlung im Mai 2016 im Amt, ehe der Brite alleine das Ruder übernimmt.

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