Schlecker hat Insolvenzantrag eingereicht

(23.01.2012/dpa)

Nun ist es offiziell: Die Drogeriekette Schlecker hat heute Morgen Planinsolvenz beim Amtsgericht Ulm beantragt. „Bei uns ist ein unterzeichnetes Fax eingegangen, im Laufe des Vormittags wird der Antrag im Original eingehen“, sagte ein Sprecher des Gerichts. Bereits das Fax gelte aber als „vollwirksamer Antrag“. Ein Schlecker-Sprecher bestätigte das Einreichen des Antrags. Angaben zum Sanierungskonzept machte er zunächst nicht.

Der zuständige Insolvenzrichter Benjamin Webel wird nun den Antrag prüfen und entscheiden, ob das Insolvenzverfahren eröffnet wird – und in welcher Form. Schlecker strebt eine Planinsolvenz an, um sich in Eigenregie zu sanieren. Ein Insolvenzverwalter berät dabei eher, die Geschäftsführung bleibt im Amt. „Wer Insolvenzverwalter wird, ist noch nicht entschieden“, sagte der Gerichtssprecher. Es werde jemand mit Erfahrung mit solch großen Fällen sein.

Die Drogeriekette hatte am Freitag angekündigt, wegen finanzieller Engpässe in die Planinsolvenz zu gehen und sich selbst sanieren zu wollen. Die europaweit rund 47.000 Beschäftigten bangen um ihre Jobs. Das Unternehmen wird als eingetragener Kaufmann, Anton Schlecker e.K., geführt und hält nach Angaben des Gerichts Anteile an etlichen Tochtergesellschaften. Schlecker hafte somit mit seinem Privatvermögen.

Der Drogerieriese hatte zuletzt weit mehr als 1.000 Filialen geschlossen und mit sinkenden Umsätzen und Verlusten zu kämpfen. Parallel zum Antrag führt die Familie Schlecker, die das Unternehmen leitet, Gespräche mit den Gläubigern. Vor allem eine geplatzte Zwischenfinanzierung für die Einkaufsgemeinschaft Markant hatte zu dem Schritt geführt. Unklar ist, ob die Gläubiger die Planinsolvenz mittragen. Markant etwa habe bei Gericht Bedenken angemeldet, berichtete die Financial Times Deutschland.

Nach einem Bericht des Handelsblatts fordern mehrere große Gläubiger, den Frankfurter Rechtsanwalt Ottmar Hermann zum Insolvenzverwalter zu machen. Hermann hatte zuletzt die Warenhauskette Woolworth aus der Insolvenz geführt. Die Ulmer Amtsrichter hingegen bevorzugen laut dem Blatt einen Insolvenzverwalter aus Bayern. In Finanzkreisen werde erwartet, dass der Kaufmann Werner Schneider aus Neu-Ulm zum Zuge komme. Er ist gerade beim Druckmaschinenbauer Manroland im Einsatz.

Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist, hat Schlecker weitreichende Möglichkeiten, etwa auf den Abbau von Stellen hinzuwirken. Allerdings gibt es aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di offene rechtliche Fragen. Eigentlich gilt bis zum Sommer ein Beschäftigungssicherungsvertrag.

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