Schäden des iranischen Luftangriffs auf Israel größer als zunächst berichtet
Satellitenbilder zeigen Dutzende Einschläge auf Militärbasis / Physiker: Luftabwehr traf fast keine Rakete / Israelische Armee: Luftwaffe voll einsatzbereit
(Diese Meldung ist eine Übernahme von multipolar)
Bei dem iranischen Luftangriff auf Israel am 1. Oktober haben offenbar mehr der 181 abgefeuerten ballistischen Raketen ihr Ziel erreicht und dabei größeren Schaden angerichtet, als dies von israelischen und US-amerikanischen Medien zunächst berichtet wurde. Dies zeigen Analysen von US-amerikanischen Militärexperten. So sind auf einem von Jeffrey Lewis, Professor am Middlebury Institute of International Studies in Monterey, ausgewerteten Satellitenbild des israelischen Luftwaffenstützpunkts Nevatim mindestens 30 Einschläge sichtbar. Von den Tehran Times veröffentlichte Bilder des US-amerikanischen Satellitenunternehmens Maxar zeigen zerstörte Einrichtungen auf dem Gelände der Militärbasis.
Der Physiker Theodore Postol sagte in einem Interview anhand der Aufnahmen von anfliegenden und einschlagenden iranischen Raketen werde deutlich, dass so gut wie keiner der Flugkörper von der israelischen Luftabwehr abgefangen wurde. Überhaupt seien nur wenige Abfangraketen zu sehen gewesen, ergänzte der emeritierte Professor vom Massachusetts Institute of Technology. Israel wisse, die Treffer-Wahrscheinlichkeit der Abfangraketen sei „nahezu null“. Da man „20, 30 oder 40 Abfangraketen“ abfeuern müsse, um möglicherweise eine ballistische Rakete zu treffen, würde man auf ihren Einsatz verzichten. Israel bewahre die Abfangraketen auf, um sie effektiver gegen langsamere Drohnen und Marschflugkörper einzusetzen. Postol hat in den vergangenen drei Jahrzehnten mehrfach auf die Ineffektivität von Raketenabwehrsystemen hingewiesen und deren Entwicklung als „möglichen Betrug“ bezeichnet.
Die Erkenntnisse der Experten stehen in deutlichem Gegensatz zu einem Medienbericht der US-Nachrichtenagentur „Associated Press“. (2. Oktober) Darin heißt es: „Israels vielschichtiges Luftverteidigungssystem scheint einen weiteren Test bestanden zu haben, nachdem es das jüngste iranische Raketensperrfeuer abgewehrt hat“. Die Tageszeitung „Washington Post“ berichtet (4. Oktober) von etwas größeren Schäden. Laut einer Video-Analyse der Zeitung seien 20 Raketen in den Nevatim-Luftwaffenstützpunkt, drei Raketen in den Militärflugplatz Tel Nof und weitere mindestens zwei Raketen in der Nähe der Zentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad bei Tel Aviv eingeschlagen.
Die israelische Armee bestätigte die Einschläge auf den beiden Militärbasen, berichtet jedoch, dass sie keinen großen Schaden angerichtet hätten und die israelische Luftwaffe voll einsatzbereit sei. Der iranische Verteidigungsminister Aziz Nasirzadeh geht hingegen davon aus, dass 90 Prozent der abgefeuerten Raketen ihr Ziel, drei israelische Luftwaffenstützpunkte und das Hauptquartier des Geheimdienstes, erreicht hätten.
Ein Bericht der US-amerikanischen Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) bestätigt, dass der Iran die israelischen Luftwaffenstützpunkte Nevatim, Hatzerim und Tel Nof anvisiert hat. Geolokalisiertes Videomaterial zeige nicht nur, dass die Militärbasen Nevatim und Tel Nof getroffen wurden, sondern zeige auch Einschläge von ballistischen Raketen nahe des Mossad-Hauptquartiers, der Zentrale des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet sowie der IDF Glilot Intelligence Base, welche die Aufklärungseinheit „Unit 8200“ beherbergt. Der geolokalisierten Quelle des ISW zu den Einschlägen in den Luftwaffenstützpunkt Tel Nof zufolge, sind auf der Aufnahme deutlich mehr als drei Explosionen zu hören. Dies widerspricht den Angaben der Washington Post.
Laut einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur „Mehr“ erfolgte der Raketenangriff auf Israel als Reaktion auf die Ermordung des Hamas-Chefs Ismail Haniyeh, des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah und des iranischen Kommandeurs der Islamischen Revolutionsgarden Abbas Nilforooshan. Bisherigen Analysen zufolge sind die Schäden des Angriffs deutlich höher als nach dem iranischen Vergeltungsschlag im April. Nach Informationen der Times of Israel plant die israelische Armee eine „ernsthafte und bedeutende“ Reaktion auf den aktuellen iranischen Angriff.