Robert F. Kennedy Junior wird US-Gesundheitsminister
Donald Trump: Pharma- und Nahrungskonzerne täuschen und schaden Menschen / Kennedy kündigt Sicherheitsstudien zu Impfstoffen an / Aktien von großen Pharmakonzernen verlieren nach Nominierung an Wert
(Diese Meldung ist eine Übernahme von multipolar.)
Robert Francis Kennedy Junior soll nächster Gesundheitsminister der Vereinigten Staaten werden. Der zum US-Präsidenten gewählte Donald Trump erläuterte die Nominierung am Donnerstag (14. November) mit den Worten, Kennedy werde eine große Rolle dabei spielen, dass „jeder vor schädlichen Chemikalien, Schadstoffen, Pestiziden, pharmazeutischen Produkten und Lebensmittelzusatzstoffen geschützt“ werde. Diese hätten „zu der überwältigenden Gesundheitskrise“ in den USA beigetragen. Viel zu lange seien die US-Amerikaner vom „industriellen Lebensmittelkomplex und den Arzneimittelherstellern“ gegängelt worden, sagte Trump. Er warf den Konzernen zudem permanente „Täuschung, Fehlinformation und Desinformation“ vor.
Kennedy selbst erklärte in einem Interview mit dem US-Journalisten Tucker Carlson während der Wahlnacht am 6. November seine Haltung zu Impfungen und seine Rolle als möglicher Gesundheitsminister. Menschen sollten „eine informierte Entscheidung“ über Impfstoffe treffen können. Das bedeute, sie sollten Zugang zu „guten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ erhalten, die ihnen die Vor- und Nachteile dieser Präparate verdeutlichen. Impfungen seien „das einzige medizinische Produkt, das gesunden Menschen verabreicht“ werde, erläuterte er. Daher sollten sie „besonders solide“ sein, um sicherzustellen, dass kein Risiko bestehe.
Ein normales medizinisches Produkt brauche etwa acht Jahre, um auf den Markt zu kommen, weil es doppelt verblindete Placebo-Kontrollstudien durchlaufen müsse, um Langzeiteffekte zu beobachten, betonte der designierte US-Gesundheitsminister. Keiner der über 70 Impfstoffe, darunter auch die COVID-19- und die Grippeschutzimpfung, die Kindern aktuell in den USA verabreicht würden, hätten „jemals eine placebokontrollierte Sicherheitsstudie vor der Zulassung durchlaufen“, kritisierte er. „Wenn ich diesen Job im Weißen Haus bekomme, werde ich dafür sorgen, dass diese Studien durchgeführt werden und dass in den Gremien, die diese Produkte genehmigen, Leute sitzen, die nicht mit Interessenkonflikten belastet sind.“
Donald Trump habe ihn gebeten, erstens die Korruption und die „Vereinnahmung der Behörden“ durch Konzerne zu beseitigen. Der Einfluss der Konzerne habe dazu geführt, dass die Gesundheitsbehörden sich „von der öffentlichen Gesundheit abgewandt“ hätten und ihr Hauptziel nun darin bestehe, „die kommerziellen Interessen der Pharmaunternehmen zu fördern“. Zweitens werde seine Aufgabe darin bestehen, diese Behörden „wieder auf den Goldstandard der wissenschaftlichen und evidenzbasierten Forschung“ zurückführen. Drittens gehe es darum, „die Epidemie der chronischen Krankheiten zu beenden“. Damit meint Kennedy die mittlerweile in den USA weit verbreiteten Phänomene wie Fettleibigkeit, Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Autismus, Krebs und psychische Erkrankungen insbesondere bei jungen Menschen. Deren Ursachen sieht er in falscher Ernährung sowie Umweltschadstoffen und übermäßiger Verabreichung von Impfungen und Medikamenten.
Die Reaktion der US-amerikanischen Leitmedien auf Trumps Entscheidung fiel größtenteils negativ aus. So nannte die Washington Post Kennedy einen „Impfskeptiker“, der keine Erfahrung in einer hochrangigen Regierungsposition habe. Die New York Times attestierte ihm „unorthodoxe Ansichten über die Medizin“. Er habe falsche Informationen über Impfstoffe verbreitet, unter anderem, dass sie Autismus verursachten. Diese Theorie sei längst widerlegt, hieß es in der US-Tageszeitung. Lediglich der US-Sender Fox News, welcher der Republikanischen Partei nahesteht, wertete die Auswahl Kennedys positiv und wies darauf hin, dass der Rechtsanwalt nicht zum ersten Mal für einen Kabinettsposten in Betracht gezogen werde. Bereits 2008 hatte der damals zum Präsidenten gewählte Barack Obama erwogen, ihn zum Leiter der Umweltschutzbehörde zu ernennen.
Robert Redfield, der frühere Direktor der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) während Trumps erster Amtszeit, sagte, Kennedy sei kein „Impfgegner“. Dem künftigen Gesundheitsminister gehe es viel mehr um Transparenz und ehrliche Debatten über Impfstoffe sowie um wissenschaftliche Daten, die deren Nutzen und Sicherheit beweisen. Die Financial Times meldete, dass am Tag von Kennedys Nominierung zum Gesundheitsminister die in den USA an der Börse notierten Impfstoffhersteller Moderna und Biontech mit einem Minus von mehr als fünf Prozent geschlossen hatten. Am darauffolgenden Tag gaben auch die Kurse europäischer Pharmakonzerne nach, wobei GSK und Sanofi mehr als drei Prozent verloren hätten.
Kennedy hatte zunächst für die Demokraten für die diesjährige US-Präsidentschaftswahl kandidiert, dann als Parteiloser. Dabei hatte er in Umfragen teils zweistellige Ergebnisse erzielt. Im August 2024 zog er seine Kandidatur zurück und unterstützte in der Folge Donald Trump. In einer Rede kurz vor der Wahl erklärte er, dass er die Grundrechte in den USA während der Corona-Krise in Gefahr sah und daher die Entscheidung getroffen habe, als Präsident zu kandidieren.
Die für seine Familie so wichtige Demokratische Partei habe nicht er verlassen, sondern die Partei habe ihn verlassen, erklärte der Neffe des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy und Sohn des 1968 ermordeten ehemaligen US-Justizministers und Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy weiter. Die Demokratische Partei, mit der er aufgewachsen ist, war die Partei des Friedens, der Bürgerrechte, der verfassungsmäßigen Rechte und der Redefreiheit, unterstrich er. Sie hätte der CIA, dem nationalen Sicherheitsstaat, der Wall Street und der Beherrschung der amerikanischen Demokratie durch die Unternehmen skeptisch gegenüber gestanden. Die Demokratische Partei von heute sei hingegen die Partei des Krieges, der Neokonservativen und der Wall Street. Sie vertritt Kennedys Ansicht nach die Interessen der großen Technologie-, Daten-, Pharma-, Landwirtschafts- und Chemiekonzerne sowie des militärisch-industriellen Komplexes.