Putschversuch und Proteste: Venezuela in der Krise
(16.02.2015/dpa)
Venezuelas Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Präsident Nicolás Maduro einen Putschversuch vereitelt. In den Umsturzplan sei eine Gruppe von Offizieren der Luftwaffe verwickelt gewesen, erklärte der linke Staatschef in der Hauptstadt Caracas. Mehrere Militärs und Zivilisten seien festgenommen worden.
Teil des Plans sei es gewesen, den Regierungspalast in der Hauptstadt des ölreichen Landes mit einem Flugzeug anzugreifen. „Es ging um ein Attentat auf den Präsidenten“, ergänzte Maduro. Hinter der Verschwörung steckten nach seinen Worten ultrarechte Kreise, die Opposition und die Vereinigten Staaten. US-Außenamtssprecherin Jen Psaki wies den Vorwurf einer Beteiligung der USA als „lächerlich“ zurück.
Der von Maduro behauptete Putschversuch sollte nach seinen Worten mit dem Jahrestag des Beginns der Massenproteste vom 12. Februar 2014 zusammenfallen.
Die Armeeführung sicherte Maduro am Freitag ihre „absolute“ Loyalität zu. In einer im Fernsehen übertragenen Erklärung sagte Verteidigungsminister General Vladimir Padrino, das Komplott sei Sache einer kleinen Zahl von Professionellen in den Streitkräften, die versuchten, die Ehre des Militärs zu beflecken. Bei dem Statement war Padrino von Generälen umgeben.
Bei den seit Donnerstag anhaltenden, oftmals gewalttätigen Protesten oppositioneller Gruppen kam es in mehreren Landesteilen zu Konfrontationen mit den Sicherheitskräften, die nach lokalen Medienberichten Tränengas und Gummigeschosse einsetzten. Vermummte Demonstranten warfen im Bundesstaat Táchira Steine auf Polizisten, blockierten Straßen und setzten Müll in Brand. Es gab nach inoffiziellen Angaben Dutzende Verletzte und mindestens 19 Festnahmen. In Caracas versammelten sich auch Unterstützer der Regierung. 2014 waren bei den Protesten über 40 Menschen ums Leben gekommen, darunter Anhänger und Gegner der Regierung.
Der sich derzeit im Nachbarland Kolumbien aufhaltende Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier betrachtet die angespannte Situation in Venezuela mit „großer Sorge“. Die wirtschaftliche Lage sei sehr schwierig und verlange ein rasches und mutiges Handeln der Regierung, sagte Steinmeier der kolumbianischen Tageszeitung El Tiempo am Sonntag. „Ohne tiefgreifende Reformen wird das Land die aktuelle Krise nicht überwinden“, betonte der Minister. Er hoffe, dass die Regierung in Caracas sich auch bemühen werde, die Situation politisch nicht eskalieren zu lassen.