Proteste gegen US-Massaker in Pakistan: Drohnenangriff tötete mindestens 43 Zivilisten
(18.03.2011/dpa)
Nach pakistanischen Militärangaben sind bei einem US-Drohnenangriff im Grenzgebiet zu Afghanistan am Donnerstag mindestens 43 Zivilisten ums Leben gekommen und mehrere weitere schwer verletzt worden. Es handele sich nicht, wie ursprünglich aus Geheimdienstkreisen verlautete, um Taliban-Kämpfer.
Ein unbemanntes US-Flugzeug hatte im Stammesgebiet Nord-Waziristan mehrere Raketen abgeschossen. Zunächst hatten Geheimdienstmitarbeiter gesagt, Ziel sei ein Taliban-Treffen gewesen. Ein Augenzeuge namens Mamraiz Khan sagte der Urdu-sprachigen Zeitung Mashraq am Freitag, eine Stammesversammlung im Freien sei beschossen worden. „Nach dem Angriff war die ganze Gegend voller Leichen.“
Nach offiziellen Angaben waren zunächst 41 Menschen bei dem Raketenbeschuss getötet worden. Aus Geheimdienstkreisen hieß es, zwei weitere Männer seien am Freitag im Krankenhaus an ihren Verletzungen gestorben. Acht Verletzte schwebten weiterhin in Lebensgefahr.
Der pakistanische Armeechef Ashfaq Parvez Kayani verurteilte den Angriff am Donnerstagabend als „ungerechtfertigt und unter keinen Umständen hinnehmbar“.
Eine Ratsversammlung friedlicher Bürger sei „unter völliger Missachtung menschlichen Lebens“ angegriffen worden. Der Armeechef sprach von einem „Verstoß gegen die Menschenrechte“, der den Kampf gegen den Terrorismus erschwere. Premierminister Yousuf Raza Gilani sagte, solche Angriffe auf Unschuldige „werden die radikalen und extremistischen Elemente nur stärken“. Der Drohnenangriff dürfte die Beziehungen zwischen Islamabad und Washington weiter belasten.
Inoffiziell duldet die Regierung in Islamabad die amerikanischen Drohnenangriff, die pakistanische Armee liefert in manchen Fällen Zielinformationen. Bei der Bevölkerung sind die Angriffe aber hochgradig unpopulär.
Die Beziehungen zwischen Islamabad und Washington waren zuletzt durch den Fall des CIA-Killers Raymond Davis schwer belastet worden. Dieser hatte zwei Pakistaner erschossen, war jedoch von einem Gericht in Lahore am Mittwoch aus der Untersuchungshaft entlassen worden, nachdem die Angehörigen der Opfer ihm vergeben hatten. Nach offiziellen Angaben war ihnen zuvor sogenanntes Blutgeld zur Entschädigung versprochen worden. Davis reiste unmittelbar danach aus. Am Donnerstag war es daraufhin zu Demonstrationen in Pakistan gekommen. Religiöse Parteien riefen zu erneuten Protesten nach dem Freitagsgebet auf. (1)
(1) http://www.hintergrund.de/201103161443/politik/welt/moerder-diplomatie-erkaufter-freispruch-fuer-cia-killer-in-pakistan.html