Privatisierte Gewalt: Deutsche Reeder bewaffnen sich gegen Piraten
(29.06.2011/dpa)
Die deutschen Reeder rüsten sich mit bewaffneten Sicherheitsdiensten gegen Piraten. Das geht aus einer am Mittwoch in Hamburg verbreiteten Studie hervor.
Der zufolge haben mittlerweile 27 Reedereien bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord; weitere sechs beschäftigen Schutzkräfte ohne Waffen. Das Konzept ist bislang aufgegangen; keines dieser Schiffe wurde erfolgreich von Piraten attackiert, heißt es in der Studie der Unternehmensberatung PwC.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) bestätigte die Tendenz zu eigenen bewaffneten Kräften. Dabei handele es sich um die „zweitbeste Lösung“. Die Bekämpfung der Piraterie sei laut Seerecht eine hoheitliche Aufgabe; bewaffnete Kräfte auf See sollten einen staatlichen Status haben.
„Wir wollen da auch für bezahlen, es geht nicht ums Sparen“, sagte VDR-Sprecher Max Johns. Die private Bewaffnung von Schiffen berge auch Risiken, wenn sie sich als Standard auf See durchsetze. Ob das Piraterie-Problem so dauerhaft gelöst werden könne, sei nicht unbedingt sicher. „Die Piraten rüsten ständig auf; es könnte auch zu Feuergefechten kommen, die dann sehr blutig werden.“
17 Prozent von 100 befragten Reedern urteilten, dass die EU-Schutzmission Atalanta einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Piraterie leiste. Im vergangenen Jahr waren es noch 40 Prozent.
Die Piratenangriffe belasten die Reeder durch steigende Versicherungsprämien, Umwege und zusätzliche Investitionen in die Schiffssicherheit. Zudem verschärft sich auf den gefährlichen Routen der Personalmangel, der ohnehin eines der größeren Probleme der Schifffahrt ist. „Allein durch die Schiffe im weltweiten Orderbuch werden rund 200.000 zusätzliche Seeleute gesucht, davon 50.000 Offiziere“, sagte der PwC-Schifffahrtsexperte Claus Brandt. Es werde zunehmend schwierig, geeignetes Personal zu finden.