Nach OP auf Kuba: Rätselraten um Gesundheitszustand von Chavez

(27.06.2011/dpa)

Um den Gesundheitszustand des auf Kuba weilenden venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez ranken sich immer mehr Gerüchte. Während Regierungsmitglieder in Caracas die Fortschritte bei der Genesung des Patienten betonen, bezeichnete die in Miami erscheinende spanischsprachige Zeitung El Nuevo Herald den Gesundheitszustand von Chavez als kritisch. Die kubanischen Behörden machten keine Angaben über den Zustand ihres prominenten Gastes.

Venezuelas Außenminister Nicolas Maduro sagte in einem TV-Interview: „Die Schlacht, die Präsident Chavez um seine Gesundheit führt, muss die Schlacht aller sein, die Schlacht für das Leben, für die unmittelbare Zukunft unseres Vaterlandes. (…) Das ist es, was wir unseren Landsleuten übermitteln können.“ Zuvor hatte er bekräftigt, dass Chavez trotz der Erkrankung die „politische Befehlsgewalt“ habe. Die Opposition hält es für verfassungswidrig, dass der Präsident das Land vom Ausland aus regiert.

Der 56-jährige Chavez wurde am 10. Juni auf Kuba operiert, wo er sich seitdem zur Genesung aufhält. Nach offiziellen Angaben wurde er an einem Abszess in der Beckengegend operiert. Am Samstag meldete er sich erstmals seit Tagen wieder über den Internet-Kurzmitteilungsdienst Twitter, der von 1,6 Millionen Menschen verfolgt wird. „Rosines und meine drei Enkel Gaby, Manuelito und El Gallito sind mich besuchen gekommen. Ah, welch Glück, dieses Bad der Liebe zu erhalten!“, schrieb Chavez über die Ankunft seiner Tochter Rosines.

Venezuelas Präsidialamtsministerin Erika Farias betonte am Samstag, die Genesung des Staatschefs verlaufe erwartungsgemäß. „Wir wissen, dass der Präsident sich mit viel Lebensmut und Energie erholt.“ Auch Vizepräsident Elias Jaua versicherte, er hoffe auf die baldige Rückkehr des Staatschefs. Ein konkretes Datum gibt es noch nicht. Laut Fernando Soto Rojas, Vorsitzender der Nationalversammlung, soll Chavez jedoch vor der nächsten Zusammenkunft der Nationalversammlung am 5. Juli zurück sein.

El Nuevo Herald berichtete unter Berufung auf nicht näher genannte US-Geheimdienstkreise, der gesundheitliche Zustand von Chavez sei „nicht ernst, aber kritisch, schwierig“. (1) Gerüchten zufolge sei Chavez in Wahrheit an Prostata-Krebs erkrankt. Venezuelas Informationsminister Andres Izarra wies den Bericht von El Nuevo Herald zurück. Laut dem britischen Guardian widersprach auch ein hochrangiger US-Beamter die sich auf anonyme Geheimdienst-Quellen berufende Darstellung, der zufolge Chavez’ Zustand kritisch sei. In Washington machten viele Gerüchte die Runde, aber es gebe keine gesicherten Erkenntnisse. „Fakt ist, wir wissen es einfach nicht“, so der Beamte. (2)

Am Sonntag wurde Chavez bereits vom argentinischen WikiLeaks-Ableger per Twitter für tot erklärt. WikiLeaks will dies aus Cables der argentinischen Botschaft erfahren haben. (3)

Chavez hatte Caracas am 5. Juni verlassen und vor seinem Eintreffen auf Kuba Ecuador und Brasilien besucht. Zwischenzeitlich hatte er sich aus Havanna in einem Telefoninterview zu Wort gemeldete und versichert, dass er „voll einsatzfähig“ sei. Er war zudem stehend und lächelnd am Krankenbett mit Kubas Staatschef Raul Castro und dessen Bruder Fidel Castro fotografiert worden.

Chavez’ Feinde „sollten aufhören zu träumen, und seine Freunde sollten sich nicht nervös machen lassen“, kommentierte Venezuelas Vize-Außenminister Temir Porras die Gerüchteküche.


Anmerkungen

(1) http://www.elnuevoherald.com/2011/06/25/967505/en-estado-critico-la-salud-de.html#storylink=omni_popular

(2) http://www.guardian.co.uk/world/2011/jun/27/chavez-supporters-deny-cancer-claims

(3) https://twitter.com/#!/WikileaksAR

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