Libyen: Menschenrechtsorganisation kritisiert Aufständische für Angriffe auf Zivilisten. Eine Million Kriegsflüchtlinge

(13.07.2011/dpa)

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft den Aufständischen in Libyen vor, für eine Reihe von Plünderungen, Brandstiftungen und die Verletzung von Menschenrechten in kürzlich eroberten Städten verantwortlich zu sein. In einem am Mittwoch auf ihrer Webseite veröffentlichten Text fordert sie die Verantwortlichen dazu auf, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

„Die Oppositionsführer sollten alle Misshandlungen durch Rebellen stoppen und bestrafen“, sagte Joe Stork, der stellvertretende Direktor von Human Rights Watch für den Nahen Osten und Nordafrika. Sie hätten die Pflicht, Zivilisten und ihr Eigentum zu schützen.

In vier Städten im Nafusa-Gebirge, die die Regimegegner in den vergangenen vier Monaten eingenommen hätten, haben nach Angaben von Human Rights Watch Kämpfer der Rebellen und ihre Helfer Eigentum beschädigt. Sie hätten einige Häuser angezündet sowie Krankenhäuser, Wohnungen und Geschäfte geplündert. Außerdem sollen sie einige Menschen geschlagen haben, die angeblich die Regierungstruppen unterstützt hätten. Bei den Städten handelt es sich um al-Awaniya, Rayayinah, Zawiyat al-Bagul und al-Qawalish. In den beiden ersten genannten Siedlungen leben  nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Angehörige regierungstreuen Stammes der Mesheshiya. (1)  

Die Organisation war nach eigenen Angaben Zeuge einiger Übergriffe. Sie hätte Zeugen befragt und mit einem Rebellenkommandeur gesprochen. Der Oberst habe zugegeben, dass es Übergriffe gegeben habe. Dabei seien Befehle für die Rebellenstreitkräfte missachtet worden. Er verwies darauf, dass einige Leute bestraft worden seien. Er habe jedoch nicht gesagt, um wie viele Menschen es sich gehandelt habe und um welche Delikte es gegangen sei, hieß in der Mitteilung von Human Rights Watch.

Auf einer Webseite des ZDF heißt es, dass die  libyschen Behörden nach eigenen Angaben das Schicksal mutmaßlich entführter Kinder aus einem Waisenhaus in Misrata untersuchen. „Die 105 Kinder seien nach der Bombardierung der inzwischen von Rebellen kontrollierten Stadt im Westen des Landes entführt worden, sagte Sozialminister Ibrahim Scharif. Es handle sich um 52 Jungen und 53 Mädchen. Seit Wochen gebe es keine Nachricht von den Kindern.“ (2)

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hat unterdessen am Dienstag in einer Pressemitteilung auf das schlimme Los von mehr als einer Million Kriegsflüchtlinge in Libyen und den Nachbarländern aufmerksam gemacht. Geschäftsführer Frank Dörner appellierte an die Bundesregierung, bei Abkommen mit dem sogenannten nationalen Übergangsrat in Libyen sicherzustellen, „dass sich die systematischen Misshandlungen nicht wiederholen und den Zivilisten Aussicht auf menschenwürdige Behandlung gegeben ist.“


(1) http://www.hrw.org/en/news/2011/07/13/libya-opposition-forces-should-protect-civilians-and-hospitals

(2) http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/9/0,3672,8258537,00.html

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