Kursk: Ukrainische Truppen auf dem Rückzug
Russische Armee erobert von der Ukraine besetzte Region größtenteils zurück / Operation zeitgleich zu beginnenden Verhandlungen in Saudi-Arabien / Beobachter: Russische Offensive ausgelöst durch Abzug zweier ukrainischer Brigaden
(Diese Meldung ist eine Übernahme von multipolar.)
Der russischen Armee ist es in der ersten Märzhälfte gelungen, das von der Ukraine seit August 2024 besetzte russische Territorium in der Region Kursk größtenteils zurückzuerobern. Ukrainische Truppen mussten innerhalb weniger Tage mehr als 20 von ihnen besetzte Dörfer und hunderte Quadratkilometer Land aufgeben. Auch die grenznahe russische Kleinstadt Sudscha soll militärischen Beobachtern zufolge bereits eingenommen worden sein. Parallel zu den von den USA initiierten Friedensverhandlungen verliert Kiew somit eine wichtige Position, die es laut früheren Aussagen ukrainischer Politiker als Verhandlungsmasse einsetzen wollte. Auch ein weiterführender Vorstoß der russischen Armee in die angrenzende ukrainische Region um die Stadt Sumy erscheint möglich.
Eine groß angelegte Operation der russischen Streitkräfte zur Rückeroberung des besetzten Gebiets südlich der russischen Großstadt Kursk zeichnete sich Ende Februar ab. Russische Einheiten drangen nördlich und südlich der von Kiew eroberten Grenzstadt Sudscha auf ukrainisches Territorium vor, um die Versorgung der gegnerischen Streitkräfte in der Stadt über den einzigen asphaltierten Zugangsweg abzuschneiden. Gleichzeitig startete die ukrainische Armee im südlichen Donbass Gegenoffensiven. Bei Pokrowsk und in der Bergbaustadt Torezk gelang es den Truppen Kiews, nach mehreren Monaten russischen Vorrückens kleinere Frontgebiete beziehungsweise Stadtteile zurückzuerobern.
Informationen des geopolitischen Analysten Alexander Mercouris zufolge hatten der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski und der ukrainische Oberbefehlshaber Alexander Sirski offenbar kurz zuvor beschlossen, zwei Brigaden von der Front bei Kursk abzuziehen und für Gegenoffensiven bei Pokrowsk und Torezk einzusetzen. Russland habe diese Entscheidung sofort für seinen Vorteil ausgenutzt, erläuterte Mercouris. Diese Darstellung widerspricht derjenigen westlicher Medien, die die russischen Erfolge bei Kursk mit der Aussetzung der US-amerikanischen Unterstützung für die Ukraine begründen. Das temporäre Einfrieren der US-Hilfen startete jedoch erst rund eine Woche nach dem Beginn der russischen Operation bei Kursk sowie den ukrainischen Gegenoffensiven im südlichen Donbass.
Ähnliche Widersprüche sind auch hinsichtlich der Darstellung der Nutzung einer Gaspipeline durch russische Spezialeinheiten bei der Rückeroberung des Gebiets bei Kursk zu verzeichnen. Russischen Informationen zufolge waren die Soldaten durch das stillgelegte Rohr 12 bis 15 Kilometer hinter die ukrainischen Reihen vorgerückt und konnten zwei befestigte Stellungen einnehmen sowie in ein von der Ukraine gehaltenes Dorf eindringen. Zudem habe dies „eine überwältigende Panik unter den ukrainischen Einheiten“ ausgelöst, „die sich weit verbreitete“. Im Gegensatz dazu folgten große deutsche Medien zum Teil den Darstellungen des ukrainischen Generalstabs und meldeten, dass die ukrainische Armee den Angriff über die Pipeline „vereitelt“ hätte und die Lage um Sudscha „wieder unter Kontrolle“ sei.
Der ukrainische Angriff auf russisches Territorium südlich von Kursk begann Anfang August 2024. Bereits wenige Tage nach dessen Beginn meldete die Kreml-kritische Zeitung „The Moscow Times“, das Ziel der ukrainischen Operation könnte die Einnahme des russischen Kernkraftwerks westlich der Stadt sein. Grund für die geplante Eroberung sei, das Werk bei „anstehenden Verhandlungen im Austausch gegen das Kernkraftwerk Saporischschja“ einzusetzen, heißt es in dem Bericht der in den Niederlanden herausgegebene Tageszeitung. Der US-amerikanische Ökonom und ehemalige UN-Sonderberater Jeffrey Sachs bestätigte die Plausibilität dieses Ziels und attestierte dem Einmarsch in militärischer Hinsicht ansonsten „keinen taktischen oder strategischen Wert“.