Kritiker sollen draußen bleiben
Zur Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises
(07.10.2013/hg)
Der unseren Lesern bekannte Autor Wolfgang Bittner hat in einem Beitrag vom 22. Mai 2013 für hintergrund.de über die Vergabepraxis des Deutschen Jugendliteraturpreises berichtet. (1) Es geht darin um die internationale Ausrichtung dieses einzigen Staatspreises für Literatur in Deutschland, die von Bittner – wie auch von mehr als 500 deutschsprachigen Autoren und Illustratoren in einem offenen Brief an die Familienministerin – kritisiert wurde. Für sachlich geboten hält die Autoren-Initiative eine Änderung der Ausschreibungsbedingungen, weil der Jugendliteraturpreis seit Jahrzehnten überwiegend für Lizenzbücher aus dem Ausland vergeben wird. Zuständig für die Statuten des Preises ist das Familienministerium, das jedoch abwiegelt.
Vor einigen Wochen hatte Bittner beim Arbeitskreis für Jugendliteratur in München – es handelt sich um einen Verein – eine Eintrittskarte für die Veranstaltung zur Preisverleihung am 11.10.2013 angefordert, aber keine Antwort erhalten. Daraufhin rief er bei dem Arbeitskreis an und erhielt von der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Mitarbeiterin die Auskunft, ihm werde eine Pressekarte verweigert – und zwar aufgrund seiner kritischen Berichterstattung.
Der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V., der vom Familienministerium jährlich mit etwa einer halben Million Euro gesponsert wird, richtet die Veranstaltung zur Preisverleihung aus, die während der Buchmesse in Frankfurt am Main mit zahlreichem Publikum stattfindet. Inzwischen ist bekannt, dass Unterzeichner des offenen Briefes von den Vertretern und Unterstützern des Arbeitskreises diskriminiert werden. Ihnen werden Eintrittskarten zur Preisverleihung verweigert. Es ist von „Unverschämtheit“ die Rede, von der „Unfähigkeit der Mehrheit deutscher Autoren“, auch von Deutschtümelei und Nationalismus.
Allein schon an dieser Reaktion zeigt sich die das ganze Genre schädigende Art und Weise der Geschäftsführung des Arbeitskreises für Jugendliteratur. Die Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises ist keine Privatveranstaltung. Aber offensichtlich sind die Vertreter des Arbeitskreises der Meinung, dass für sie die üblichen demokratischen Gepflogenheiten keine Geltung haben. Wolfgang Bittner hat beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Sponsor der Veranstaltung, Beschwerde eingelegt.