Kalter Krieg wegen Gaza-Hilfsflotte: Streit zwischen Israel und Türkei eskaliert

(09.09.2011/dpa)

Die Auseinandersetzung zwischen der Türkei und Israel um die Gaza-Hilfsflotte nimmt immer schärfere Züge an. Nachdem der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan angekündigt hatte, türkische Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet künftig unter den Schutz von Kriegsschiffen zu stellen, soll der rechte israelische Außenminister Avigdor Lieberman einem Zeitungsbericht zufolge nun scharfe Reaktionen vorbereiten.

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel sind seit dem israelischen Militäreinsatz auf der „Mavi Marmara“, bei dem am 31. Mai 2010 neun türkische Aktivisten getötet worden waren, schwer belastet. Israel hatte die von Ankara geforderte förmliche Entschuldigung abgelehnt. Als Begründung wurde angeführt, dass die israelischen Elitesoldaten beim Entern des Schiffes zur Selbstverteidigung Gewalt hätten anwenden müssen.

Für zusätzliche Spannungen hatte in der vergangenen Woche das Bekanntwerden eines UN-Berichts gesorgt, in dem Israel überzogene Gewaltanwendung bei dem Einsatz auf der „Mavi Marmara“ vorgeworfen wird. Die Türkei hatte daraufhin am vergangenen Freitag den israelischen Botschafter ausgewiesen und alle Militärabkommen mit Israel auf Eis gelegt.

Unter der Überschrift „Israel wird Türkei ‚bestrafen’ “, schreibt die israelische Zeitung Jediot Achronot nun unter Berufung auf Informationen aus dem Außenministerium, Lieberman erwäge ein Treffen mit Vertretern der armenischen Lobby in den USA. Dabei könne es darum gehen, wie Israel das Bestreben der Armenier unterstützen könne, den Tod von geschätzten 1,5 Millionen Armeniern unter dem Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs zum Völkermord erklären zu lassen. Dies wäre für die Türkei, die einen Völkermord an den Armeniern bestreitet, ein sehr empfindlicher Punkt. Außerdem plane Lieberman Treffen mit Führern der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in Europa, bei denen diese Israel um Militärhilfe gegen die Türken bitten könnten. Israel könne auch eine internationale Kampagne gegen die Türkei wegen der Unterdrückung von Minderheiten starten.

„Wir werden einen Preis von Erdogan einfordern, der es ihm klar machen wird, dass es sich nicht lohnt, Israel vorführen zu wollen“, wurde Liebermann zitiert. „Die Türkei täte gut daran, uns mit Respekt und normalem Anstand zu behandeln“, habe der Chef der ultranationalistischen Koalitionspartei Beitenu Israel (Unser Haus Israel) hinzugefügt.

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