Interne Papiere von Deutscher Bank und Allianz: „Im Prinzip nicht akzeptabel“
(25.02.2013/dpa)
Wie von dem Verbraucherschutzverein foodwatch freigegebene interne Dokumente der Deutschem Bank und des Alllianz-Konzerns belegen, gehen deren hauseigenen Experten davon aus, dass die Spekulation mit Agrarrohstoffen zur Lebensmittelpreissteigerung und damit zur Hungersnot beiträgt. (1)
In einem als „ausschließlich zur internen Nutzung, vertraulich“ gekennzeichneten Dokument des Allianz-Konzerns, das foodwatch vorliegt, heißt es: Es sei „doch wahrscheinlich“, dass „spekulative Kapitalströme (…) die Preisentwicklung zumindest verstärkt haben“, zitiert die Verbraucherschutzinitiative aus dem Papier des Allianz-Konzern. Die Allianz-Forschungsabteilung habe bereits 2008 festgestellt, dass die „Preisausschläge an den Agrarmärkten“ „durch spekulative Faktoren (…) verstärkt“ würden.
Foodwatch beklagt, dass der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkert-Landau, im Sommer 2012 den Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung belogen habe, als er erklärte, es gebe „kaum stichhaltige empirische Belege für die Behauptung, dass die zunehmende Bedeutung von Agrarfinanzprodukten zu Preissteigerungen oder erhöhter Volatilität geführt hat“. Dokumente der Abteilung „DB Research“, deren Leiter Folkerts-Landau ist, zeigen allerdings, dass intern vor den „gravierenden Folgen“ der Spekulation gewarnt wurde, da sie zur Preissteigerung beitrage und „im Prinzip nicht akzeptabel“ sei.
„Es ist dies der eigentliche Skandal in der Debatte um das Thema Nahrungsmittelspekulation: Konzerne wie die Deutsche Bank und Allianz wissen ganz genau, welchen Schaden sie mit ihren Finanzprodukten anrichten – aber sie täuschen die Öffentlichkeit, belügen sogar den Bundestag, um weiterhin ohne Skrupel Geschäfte auf Kosten Hungernder zu machen“, heißt es in einer Erklärung auf der foodwatch-Webseite.
Die Initiative fordert, „sämtliche Finanzprodukte, die auf die Preisentwicklung von Agrarrohstoffen wetten, sofort vom Markt zu nehmen. Schon kurzfristige Preissteigerungen können insbesondere bei chronisch mangelernährten Kindern dauerhafte Schäden verursachen oder zum Tode führen – allein eine Wahrscheinlichkeit für solche Folgen verpflichtet dazu, die exzessive Spekulation aus Vorsorgegründen zu beenden.“
Anmerkungen
(1) http://foodwatch.de/kampagnen__themen/nahrungsmittel_spekulation/aktuelle_nachrichten/forschung_von_allianz_und_deutscher_bank/index_ger.html