Tarifverhandlungen

IG Metall fordert acht Prozent mehr Geld

(Redaktion/12.7.22) – Deutschlands größte Gewerkschaft geht mit einer relativ hohen Lohnforderung in die anstehenden Verhandlungen. Der Vorstand der IG Metall beschloss am Montag, in der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie acht Prozent mehr bei den Entgelten und den Ausbildungsvergütungen zu fordern.Der Abschluss würde für insgesamt etwa 3,9 Millionen Beschäftigte unter anderem im Fahrzeug- und Maschinenbau gelten.

Der IG-Metall Vorsitzende Jörg Hofmann sagte zur Begründung: „Die Beschäftigten brauchen Entlastungen, auch mit Blick auf ihre 2023 nochmals steigenden Rechnungen.“ Die Konjunktur brauche steigende Einkommen und stabilen Konsum als existenzielle Stütze. Dafür müssten nun die Arbeitgeber einen gerechten Beitrag leisten. Deren Reaktion kam umgehend. Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf bezeichnete die Forderung als einen alarmierenden Realitätsverlust der Gewerkschaft.

„Diese nun beschlossene Forderung ist nur zu erklären, wenn die IG Metall blind geworden ist für die Wirklichkeit in der Branche“, sagte Wolf. Den meisten Unternehmen ginge es schlecht, die tatsächliche Produktion in der Branche liege zwölf Prozent unter dem Volumen des Jahres 2018, seitdem habe es aber Lohnsteigerungen von neun Prozent gegeben. Die Tarifverhandlungen starten Mitte September, die Friedenspflicht endet Ende Oktober. Gestreikt werden könnte ab dem 29. Oktober.

Acht Prozent mehr Lohn und Gehalt seien viel, sagte sich Melanie Arntz vom Leibniz Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gegenüber tagesschau.de. Solch hohe Lohnerhöhungen würden dazu führen, dass die Unternehmen die Preise weitergäben, wenn dies der Markt zulasse. „Das befeuert dann die Lohn-Preis-Spirale“, sagte Arntz. „Die Unternehmen sind ja auch durch steigende Energiekosten und andere steigende Kosten belastet, so dass es sicher nicht so viel mehr zu verteilen gibt.“

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) widerspricht im Interview mit n-tv: „Wir haben derzeit keine Lohn-Preis-Spirale.“ Er rechne mit Tariferhöhungen zwischen vier und für Prozent, was bei der aktuell hohen Inflation Reallohnverluste bedeute. „Die Beschäftigten tragen einen großen Teil der Last“, sagte Fratzscher.

Mit der Lohn-Preis-Spirale bezeichnet die volkswirtschaftliche Theorie eine sich gegenseitig befeuernde Lohn- und Preisinflation (Wikipedia). Um eine solche möglichst zu stoppen, hat die Bundesregierung in der vergangenen Woche eine Gesprächsrunden mit Arbeitgebern und Gewerkschaften unter dem Titel einer „Konzertierten Aktion“ gestartet. Die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi sagte nach dem ersten Treffen, man sei sich einig, keine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen zu wollen.

Die hohe Lohnforderung löse auch keine Lohn-Preis-Spirale aus, sagte IG-Metall-Chef Hofmann Anfang Juni der Süddeutschen Zeitung. Er verwies auf die jährliche Steigerung der Produktivität von 1,1 Prozent, ergänzt um eine Umverteilungskomponente, weil die Firmen der Branche gut verdienten und die von der Europäsischen Zentralbank veranschlagten Preissteigerung von zwei Prozent. So komme man für zwei Jahre auf mindestens sieben Prozent, hieß es damals. „Wir haben das Wohl des ganzen Landes im Blick“, sagte Hofmann. „Das sehen Sie schon daran, dass wir die zwei Prozent EZB-Zielinflation zum Maßstab nehmen und nicht die aktuelle Inflation von fast acht Prozent. Denn dann wäre unsere Forderung zweistellig.“

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