Humanisten-Preis an „Tötungsphilosophen“: Kritik an Auszeichnung von Peter Singer
(03.06.2011/dpa)
Der australische Philosoph Peter Singer (64) soll trotz massiver Proteste aus allen politischen Lagern am Freitagabend in Frankfurt am Main den Ethik-Preis der humanistischen Zielen verpflichteten Giordano-Bruno-Stiftung erhalten.
Mit Singer würde ein Bioethiker geehrt, der sich in früheren Publikationen für die Tötung von menschlichen Säuglingen mit Behinderungen ausgesprochen hat, kommentierte die Internetplattform kobinet (1) die für 19.30 Uhr in der Deutschen Nationalbibliothek geplante Preisverleihung.
Es gebe „weder Anlass noch Handhabe“, den Vertrag mit der Stiftung zu lösen, sagte am Freitag der Sprecher der Nationalbibliothek, Stephan Jockel, nachdem am Mittwoch der Behinderten-Beauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, die Nationalbibliothek aufgefordert hatte, die Veranstaltung zu verhindern. Dem „Tötungsphilosophen“ dürfe kein Raum überlassen werden. Eine Preisverleihung in der Nationalbibliothek trage dazu bei, die „menschenverachtende Haltung“ Singers wieder salonfähig zu machen. Diese Kritik beantwortete die Giordano-Bruno-Stiftung mit einer Rücktrittsforderung und gab außerdem bekannt, rechtliche Schritte gegen den Unions-Politiker prüfen zu wollen. (2)
Ihr Sprecher Michael Schmidt-Salomon sieht Peter Singer als „einen der klarsten und zugleich mitfühlendsten Denker unserer Zeit“. In Deutschland habe es gegen ihn in den 1990er Jahren eine „skandalöse Rufkampagne“ gegeben.
Scharf kritisiert wurde die Preisverleihung in so unterschiedlichen Publikationen wie der FAZ (3) und der jungen Welt (4).
Im Protest gegen Singer sitzen Aktivisten der Behindertenbewegung, linke Intellektuelle, grüne und konservative Politiker ausnahmsweise mal in einem Boot.
(1) http://www.kobinet-nachrichten.org/cipp/kobinet/custom/pub/content,lang,1/oid,26833/ticket,g_a_s_t
(2) http://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/giordano-bruno-stiftung-fordert-ruecktritt-des-behinderten-beauftragten-bundesregierung
(3) http://faz-community.faz.net/blogs/biopolitik/archive/2011/05/27/der-freund-dem-behinderte-zu-viel-kosten-peter-singer-und-die-humanisten.aspx
(4) http://www.jungewelt.de/2011/06-01/001.php