Hackerszene: Unterwandert und angriffslustig
(21.06.2011/dpa)
Die zwei derzeit wohl umtriebigsten Hacker-Gruppen der Welt wollen jetzt gemeinsam gegen Regierungen und Finanzwesen ins Feld ziehen: Nachdem sich Lulz Security und Anonymous verbrüdert hatten, rühmten sie sich am späten Montag im Kurznachrichten-Dienst Twitter, eine Polizei-Webseite in Großbritannien lahmgelegt zu haben. Die Behörde für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens (SOCA) war in der Nacht über www.soca.gov.uk nicht zu erreichen. (1)
Die Hacker-Gruppen hatten ihren Pakt am Sonntag über Twitter verkündet, nachdem sie sich zuvor mehrfach angefeindet hatten. Lulz Security (kurz LulzSec) galt eher als „Spaßguerilla“ und war in den vergangenen Wochen mit Attacken auf den Unterhaltungskonzern Sony, den US-Senat und den US-Geheimdienst CIA bekannt geworden. Anonymous dagegen verfolgte von Anfang an politische Ziele und hat sich als Unterstützer der Enthüllungsplattform WikiLeaks einen Namen gemacht.
Regierungen und Banken wüssten gar nicht, was auf sie zukomme, twitterte Anonymous. Und LulzSec kündigte an, nach dem Angriff auf die britische Polizeibehörde gleich mehrere weitere Ziele ins Visier nehmen zu wollen. LulzSec begründete in einer Erklärung die geplanten Attacken mit den ihrer Meinung nach fortschreitenden Bemühungen von Regierungsseite, das Internet zu dominieren und zu kontrollieren.
„Unser oberstes Ziel ist es, jegliche Art von geheimen Regierungsinformationen zu stehlen und zu verbreiten“, erklärte LulzSec. „Hauptziele sind Banken und andere hochrangige Einrichtungen.“ Die Hacker sprachen von einem „Krieg“ gegen diejenigen, die die Freiheit einschränken wollten. „Zusammen können wir uns verteidigen, damit unsere Privatsphäre nicht von profitgierigen Geschäftemachern überrannt wird.“
Den großspurigen Ankündigungen der Hacker könnten aber bald schon leise Töne folgen. Laut einem Bericht des britischen Guardian ist bereits jeder vierte Hacker in den USA als Informant für die Behörden tätig. Angesichts angedrohter hoher Haftstrafen erklären sich viele Hacker offenbar bereit, mit den Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren. Um möglichst viele Leute aus der Szene rekrutieren zu können, betreiben FBI-Agenten Foren, in der sich die Hacker austauschen und schließlich in die Fänge der Bundesbehörde geraten. (2)
Während LulzSec noch ein junges Phänomen ist, dem die Behörden erst auf die Schliche kommen müssen, wurden im Zusammenhang mit Anonymous bereits 40 Adressen in den USA und fünf in Großbritannien von der Polizei durchsucht. Laut einem vom Guardian zitierten Experten sei gerade das Anonymous-Netzwerk äußerst verwundbar für Infiltrationen: „Wir sehen bereits, wie sich Mitglieder von Anonymous gegenseitig attackieren und anderer IP-Adressen enthüllen. Das ist der erste Schritt, dem FBI entgegenzukommen.“ (2)
Anmerkungen
(1) Siehe auch: http://www.guardian.co.uk/technology/2011/jun/21/soca-website-hacking-lulzsec?INTCMP=SRCH
(2) http://www.guardian.co.uk/technology/2011/jun/06/us-hackers-fbi-informer?intcmp=239