Großbritannien oder Argentinien: Referendum auf Falklandinseln
(13.06.2012/dpa)
Die Bewohner der Falklandinseln im südlichen Atlantik sollen in einer Volksabstimmung entscheiden, ob sie weiter zu Großbritannien gehören wollen. Das hat die Regierung der Insel am heutigen Dienstag angekündigt. Damit soll der seit Jahren schwelende Streit mit Argentinien beigelegt werden, das die Inseln für sich beansprucht. Die Abstimmung soll in der ersten Hälfte des kommenden Jahres stattfinden.
Man hoffe, das Referendum werde 30 Jahre nach dem Ende des Falklandkrieges eine deutliche Nachricht an Argentinien senden, dass die Bewohner britisch bleiben wollten, hieß es von der Regierung. Gavin Short, Vorsitzender der Gesetzgebenden Versammlung, erklärte: „Wir wollen diese Volksabstimmung nicht, weil wir daran zweifeln, wer wir sind. Ich glaube, dass sich die Bewohner der Falklandinseln wünschen, dass wir ein autonomes Überseegebiet von Großbritannien bleiben. Wir wollen sicher nicht von der Regierung in Buenos Aires regiert werden.“
Der britische Premierminister David Cameron sagte, er unterstütze die Volksabstimmung: „Ich habe immer gesagt, dass die Bewohner der Falklandinseln selber entscheiden sollen, ob sie britisch sein wollen oder nicht. Die Volksabstimmung wird zeigen, was die Menschen wollen. Großbritannien wird ihren Entscheid respektieren und verteidigen.“
Ursprünglich waren es die spanischen Kolonialisten, die die Inselgruppe in Beschlag nahmen. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts sind die Inseln Gegenstand von Territorialstreitigkeiten, anfangs zwischen Spanien und Großbritannien. 1820 wurde die Inselgruppe von Argentinien physisch in Besitz genommen. Das britische Empire setzte sich jedoch gegen Ansprüche des südamerikanischen Landes durch und errichtete 1833 einen Flottenstützpunkt und richtete eine Kolonialverwaltung ein.
Argentinien hat seine Ansprüche auf die Falklands aber nie aufgegeben. 1982 besetzte die damalige argentinische Militärjunta die Inselgruppe, woraufhin das Vereinigte Königreich Truppen entsandte und es schließlich zu einem 74-tägigen Krieg kam, bei dem mehr als 900 Menschen starben, vor allem Argentinier.
Da kaum zu erwarten ist, dass eine Mehrheit der zu rund neunzig Prozent von britischen Kolonialisten abstammenden oder direkt aus Großbritannien eingewanderten Bevölkerung für den Anschluss an Argentinien stimmt, kann der britische Premier es sich leisten, generös Respekt vor einer demokratischen Entscheidung zu bekunden.
Fraglich ist, ob er andernfalls auch bereit wäre, die nun beinahe 200 Jahre währenden Ansprüche auf die koloniale Altlast aus den Zeiten britischer Weltherrschaftsambitionen aufzugeben. Schließlich hatte sein Amtsvorgänger Gordon Brown in einem Gespräch mit der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner im Jahr 2009 zukünftige Gespräche über eine mögliche Souveränität der Inselgruppe ausgeschlossen.
Vor dem Gedenktag zum Beginn des Krieges Anfang April hatte sich der Konflikt zeitweise wieder verschärft. Unter anderem hatte de Kirchner London vorgeworfen, den Streit zu „militarisieren“. Ärger gab es auch, weil Prinz William an einer Militärübung auf den Inseln im Rahmen einer Weiterbildung als Hubschrauberpilot teilgenommen hatte. Großbritannien unterhält noch immer einen eigenen Militärstützpunkt auf den Falklands. Den Anspruch Argentiniens auf die geographisch zum südamerikanischen Kontinent gehörenden Inseln wird auch zunehmend von lateinamerikanischen Staaten unterstützt.
Wie so häufig liegt auch hier der sich jüngst zuspitzende Streit nicht in nationaler Borniertheit begründet, sondern in wirtschaftlichen Interessen. Es werden rund 60 Milliarden Barrel Öl im zur Inselgruppe gehörenden Meeresboden vermutet.