Großbank HSBC half Steuerbetrügern aus aller Welt
(09.02.2015/dpa)
Die Schweizer Filiale der britischen Großbank HSBC hat Steuerhinterziehern aus aller Welt im Milliarden-Maßstab beim Vermeiden von Zahlungen an die Finanzämter geholfen. Das geht aus vertraulichen Unterlagen der Bank hervor, die mehreren Medien zugespielt und dort ausgewertet wurden. Strafen und Steuernachzahlungen in Höhe von einer Milliarde Euro seien bereits bei Steuerbehörden in nur zwölf von Dutzenden betroffener Länder eingegangen, berichteten Süddeutsche Zeitung sowie die Sender NDR und WDR nach der Auswertung Tausender vertraulicher Dokumente.
HSBC, größte Bank Europas und zweitgrößte der Welt, räumte die Vorwürfe de facto ein. „Die Schweizer Privatbank der HSBC hat 2008 eine radikale Transformation begonnen, um seine Dienstleistungen davor zu bewahren, zur Steuervermeidung oder zur Geldwäsche genutzt zu werden“, sagte Franco Morra, der Vorstandschef der Schweizer Sparte in einem Statement. Die Konten von Steuersündern seien geschlossen worden, die Bank konzentriere sich nun auf besonders vertrauenswürdige Kundschaft. Dieser Reformschritt habe dazu geführt, dass 70 Prozent aller Konten dichtgemacht wurden, räumte die Bank ein. Konten von US-Bürgern seien 2010 komplett abgeschafft worden.
Unklar ist, wer die Steuersünder waren und wie viele davon aus Deutschland kommen. Das Bundesfinanzministerium erklärte, die Daten seien an die zuständigen Finanzämter weitergeleitet worden. Die Daten der Schweizer HSBC-Tochter hatte die französische Polizei 2009 bei einem ehemaligen Mitarbeiter der Bank beschlagnahmt. Von 3000 Konten seien nur sechs dem Finanzamt bekannt gewesen, berichtete der NDR.
Die Bank hatte im Jahr 2007 nach eigenen Angaben mehr als 30 000 Konten von Kunden aus mehr als 150 Ländern mit Einlagen von mehr als 118 Milliarden Dollar. Nach Medienrecherchen sollen unter den Kunden Verwandte und Regierungsmitglieder von Autokraten wie Ägyptens Ex-Herrscher Hosni Mubarak und Syriens Präsident Baschar al-Assad sein. Außerdem sollen Waffenhändler und Kriminelle ihr Geld bei dem Institut angelegt haben. Die Zahl der Konten sei inzwischen auf 10 000 aus nur noch 50 Ländern reduziert worden, die Einlagen betrügen nur noch 68 Milliarden Dollar, teilte die Bank weiter mit. Man werde voll mit den Behörden zusammen arbeiten.