Gläsener Bürger: NSA sammelt Millionen von E-Mail-Kontaktlisten
(15.10.2013/dpa)
Nach einem Bericht der Washington Post sammelt der US-Geheimdienst NSA weltweit hunderte Millionen von Kontaktlisten aus E-Mail- und Messaging-Diensten. Viele Konten gehörten Amerikanern, schrieb das Blatt online am Dienstag. Die Informationen stammten von hohen Geheimdienstmitarbeitern und aus streng geheimen Dokumenten des Informanten Edward Snowden.
Im vergangenen Jahr habe die NSA an einem einzigen Tag mehr als 444 000 E-Mail-Adressbücher bei Yahoo, mehr als 100 000 bei Hotmail, über 82 000 bei Facebook, gut 33 000 bei Gmail und fast 23 000 bei anderen nicht genannten Dienstleistern gesammelt. Das gehe aus einer Präsentation der NSA hervor. Es sei die übliche Ausbeute eines Tages, heißt es laut Washington Post. Damit wären das hochgerechnet mehr als 250 Millionen E-Mail-Adressbücher im Jahr.
Die Sammlung an Kontakten sei so umfangreich, dass gelegentlich eine Überlastung der Speicherkapazitäten gedroht habe, so die US-Zeitung.
Die Analyse dieser Daten erlaube es dem Geheimdienst unter anderem, nach verborgenen Verbindungen zu suchen. Die Sammlung sei auf geheime Vereinbarungen mit ausländischen Telefongesellschaften oder befreundeten Geheimdiensten angewiesen. Auch wenn das außerhalb der USA geschehe, bestätigten zwei hohe US-Geheimdienstbeamte laut Washington Post, dass davon auch Kontakte zahlreicher Amerikaner betroffen seien. Nach Schätzungen könne die Zahl betroffener US-Bürger im Bereich von Millionen oder Dutzenden von Millionen liegen.
Ein Sprecher des Büros des Nationalen Geheimdienstdirektors erklärte der Zeitung, dass die NSA Hinweise auf Terroristen, Menschenhändler und Drogenschmuggler suche. „Wir sind nicht interessiert an persönlichen Informationen über normale Amerikaner.“
Online gespeicherte Kontaktlisten seien ergiebigere Datenquellen als Telefonaufzeichnungen. Adressbücher enthielten nicht nur Namen und E-Mail-Adressen sondern auch Telefonnummern, Anschriften und Informationen über Familien und Geschäfte.
Die NSA sei weder vom Kongress noch dem speziell zuständigen geheimen Gericht ermächtigt worden, Kontaktlisten in großen Mengen zu sammeln. Ein hoher Geheimdienstmitarbeiter habe erklärt, das wäre von einem Ort in den USA aus ungesetzlich. Der Geheimdienst arbeite deshalb von Standorten in aller Welt.