Geheimkonto in der Schweiz: Uli Hoeneß im Visier der Steuerfahnder
(22.04.2013/dpa)
Ein geheimes Konto in der Schweiz könnte Uli Hoeneß teuer zu stehen kommen. Nach einer Selbstanzeige beim Finanzamt geht es für den Präsidenten des FC Bayern München nicht nur um Geld und Straffreiheit, sondern auch um sein Ansehen, das nach den Enthüllungen des Wochenendes mehr als angekratzt ist.
Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt gegen den 61 Jahre alten Sportfunktionär und Unternehmer wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, wie der Focus in seiner Ausgabe vom heutigen Montag schreibt. Das Nachrichtenmagazin, dessen Herausgeber Helmut Markwort dem Verwaltungsbeirat des FC Bayern angehört, berief sich auf Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich und Hoeneß selbst. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erklärte, schon seit längerem Kenntnis von dem Verfahren zu haben. Der Focus zitierte aus einer schriftlichen Stellungnahme, die Hoeneß dem Magazin übermittelt habe: „Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht.“ Diese hänge „mit einem Konto von mir in der Schweiz“ zusammen.
Laut Oberstaatsanwalt Heidenreich sei die „Prüfung auf Wirksamkeit und Vollständigkeit der Selbstanzeige“ Gegenstand des Verfahrens. Belegbare Angaben über die im Raum stehenden Summen gibt es nicht. Auch eine Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft wollte keine näheren Angaben zum Fall machen. Hoeneß will sich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder zur Steuercausa äußern. „Ich darf im Moment nichts sagen, denn ich befinde mich in einem schwebenden Verfahren“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Erste Informationen der Münchner Abendzeitung, die unter Berufung auf eine „sachkundige Quelle“ von mehreren hundert Millionen Euro sprach, dementierte Hoeneß allerdings. Personelle Konsequenzen beim Rekordmeister schloss Hoeneß für sich vorerst aus. „An einen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender bei Bayern München denke ich nicht“, sagte er der Sport Bild Plus am Sonntag. Da der Chef des Gremiums der Aktiengesellschaft stets auch Präsident des eingetragenen Vereins ist, gilt diese Aussage für beide Ämter.
Mit Stellungnahmen hielten sich vor allem CDU, CSU und FDP zunächst zurück. „Jeder Kommentar von mir wäre einfach falsch“, erklärte etwa Finanzminister Wolfgang Schäuble auf einer Dienstreise in Washington. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin:„Viele Menschen sind jetzt enttäuscht von Uli Hoeneß, die Bundeskanzlerin zählt auch zu diesen Menschen.“
Ausführlicher äußerte sich dagegen Sahra Wagenknecht, Stellvertretende Vorsitzende der Partei Die Linke: „Steuerhinterziehung ist Diebstahl. Uli Hoeneß – der in Talkshows den Saubermann spielte und gegen eine Reichensteuer kofferte – ist mutmaßlich ein gewöhnlicher Dieb. Aber die Helfer der Steuerdiebe sitzen auf der Regierungsbank.“ Doch „auch SPD und Grüne sollten den Ball lieber flach halten. Die Steuerbeute von Uli Hoeneß stammt sicher auch aus ihrer Regierungszeit. SPD und Grüne haben die Amnestie für Steuerdiebe und die Abgeltungssteuer eingeführt.“