Gastgewerbe mit Existenzsorgen
(Redaktion/8.8.22) Fachkräftemangel und hohe Kosten setzen die Hotel- und Gastronomie in Deutschland unter Druck. Die Branche erwartet das dritte Jahr mit Verlusten in Folge. „Den Umsätzen stehen weitaus höhere Kosten entgegen als vor der Corona-Krise insbesondere die explodierenden Gas- und Strompreise bereiten den Betrieben sehr große Sorgen“, sagt der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Guido Zöllick. Er beruft sich dabei auf eine aktuelle Umfrage seines Verbandes.
Das Statistische Bundesamt von Januar bis Mai weist nach Angaben des Verbandes einen realen Umsatzverlust von 25,4 Prozent aus. Nun sorgt sich Zöllick um die Energieversorgung und die Preise: „Wir erwarten, dass jetzt alles unternommen wird, um die Sicherheit der Energieversorgung zu gewährleisten und die Kostenexplosion bei Gas und Strom einzudämmen.“ In Hessen spüren laut einer ebenfalls aktuell durchgeführten Befragung knapp zwei Drittel der Betriebe eine Konsumzurückhaltung der Gäste. Zwar gebe es erstmals wieder stabile Umsätze, aber steigende Kosten belasteten die Branche. So seien im Juli dieses Jahres die Preise für Lebensmittel um 26 Prozent, für Stromn um 42 Prozent und für Gas um 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen.
Der brandenburgische Dehoga-Präsident Olaf Schöpe rechnet angesichts der Lage mit Hotelschließungen. „Die Branche wird es so, wie sie sich jetzt darstellt, im nächsten Frühjahr nicht mehr geben“, sagt Schöpe. Neben den hohen Kosten und der Zurückhaltung der Gäste, die lieber warm duschten als ins Restaurant zu gehen, sind die fehlenden Mitarbeiter ein großes Problem. Nach einer Studie des Instituts für Wirschaftsforschung (IW) verließen allein im Jahr 2020 gut 216.000 Personen das Gastgewerbe.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) spricht unter Berufung auf Daten der Bundesagentur für Arbeit sogar von 275.000 Beschäftigen und damit jedem sechsten Arbeitnehmer der Branche, die 2020 ihren Arbeitsplatz verloren haben. „Es muss jetzt gelingen, abgewandertes Personal zurückzugewinnen. Ein entscheidendes Mittel dabei sind höhere Löhne und attraktivere Arbeitsbedingungen“, sagte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler zur diesjährigen Haupturlaubszeit. Und er appellierte an die Gäste, höhere Preise zu akzeptieren. Der Geschäftsführer der Gewerkschaft für Berlin-Brandenburg, Sebastian Riesner, ergänzt: „Schon vor der Pandemie gab es zu wenig Fachkräfte in der Gastronomie.“ Das ganze Hotel- und Gaststättengewerbe habe sich seinen Ruf als „Niedriglohnbranche“ verdient. Er fordert neben höheren Löhnen den Verzicht auf Minijobs.
Eine weitere Sorge: Das angekündigte neue Infektionsschutzgesetz mit Maskenpflicht, weiteren Maßnahmen und einem Kontrollaufwand. „Wir appellieren an die Bundesregierung und die Landesregierungen alles dafür zu tun, dass Auflagen und weitere Corona-Maßnahmen im Herbst nicht erforderlich sind“, sagt Dehoga-Präsident Zöllick. Auch der NGG-Vorsitzende Zeitler sieht die angekündigten Maßnahmen kritisch. Er fürchtet unter anderem ein Kontroll-Chaos und eine zusätzliche Arbeitsbelastung für die Beschäftigten in Zeiten, in denen das Gastgewerbe extreme Personalprobleme habe. (hb)