Folgen der Finanzkrise in Griechenland: Wachsende Armut und Pressesterben
(04.01.2012/dpa)
Infolge der Finanzkrise und des strikten EU-Spardiktats wächst in Griechenland die Armut. Zugleich fallen immer mehr Zeitungen der Krise zum Opfer.
Jeder fünfte Bürger in Griechenland lebt nun unter oder an der Armutsgrenze. Es handelt sich um gut 2,2 Millionen Menschen in dem Elf-Millionen-Einwohner Staat. Dies teilte am Mittwoch das statistische Amt in Athen (ELSTAT) mit. Die Armutsgrenze wird in Griechenland auf etwa 15.000 Euro Einkommen jährlich für eine Familie mit vier Mitgliedern berechnet. 27,7 Prozent der Betroffenen haben sogar Schwierigkeiten, sich richtig zu ernähren, heißt es in dem Bericht.
Aus diesem Grund läuft in Griechenland seit Wochen eine Lebensmittel-Kampagne für Bedürftige. An der Aktion nehmen die Kirchen, die Städte und Gemeinden sowie die meisten Supermärkte teil.
Eine weitere Krisenerscheinung ist die Reduktion der Pressevielfalt. Aufgrund drastisch zurückgehender Werbeeinnahmen von bis zu 60 Prozent und fehlender Bankkredite müssen immer mehr Zeitungen, Fernseh- und Radiosender schließen. Hunderte Journalisten und Techniker sind in den vergangenen Monaten ohne Arbeit geblieben. „Wir verbluten langsam“, sagte der Präsident des Athener Journalistenverbandes (ESIEA), Dimitris Trimis, der Nachrichtenagentur dpa.
Zunächst schloss im November 2010 die konservative Athener Zeitung Apogevmatini. Seit einigen Tagen erscheint auch die linksliberale Eleftherotypia nicht mehr. Die Zeitung gilt als meinungsbildend. Ihre Redakteure sind seit August 2011 nicht mehr bezahlt worden und streiken seit Wochen. Die Besitzer der Zeitung haben einen Insolvenzantrag gestellt.
Seit Mitte Dezember sendet der private Fernsehsender Alter kein Programm mehr. Auch hier streiken die Beschäftigten, weil sie seit Monaten nicht bezahlt worden sind. Die meisten griechischen privaten Fernsehsender senden nur noch Wiederholungen eigener Serien. Zahlreiche Radiosender befinden sich Berichten zufolge finanziell „auf Messers Schneide“. Im staatlichen Fernsehen (ERT) wird täglich stundenlang gestreikt, weil eines der drei TV-Programme sowie zahlreiche regionale Radiosender geschlossen werden sollen.
Noch gibt es sieben private Fernsehsender und drei staatliche, die landesweit senden. Zudem gibt es mehr als hundert lokale Fernsehsender sowie rund dreihundert Radiosender.