EU-Stresstest: Erdbebenwarnung in deutschen Atomkraftwerken mangelhaft
(04.10.2012/dpa)
Bei den Atomkraftwerken in Norddeutschland sieht die EU in puncto Erdbebenwarnung Handlungsbedarf. Als Ergebnis eines EU-Stresstests empfahlen die Experten am Donnerstag in Brüssel, auf den Anlagen Erdbebenwarnsysteme zu installieren. Von den sechs betroffenen Anlagen sind nur noch Brokdorf, Emsland und Grohnde aktiv.
Als Reaktion auf das Atomunglück im japanischen Fukushima hat die EU europaweit alle 145 Nuklearreaktoren (aktive und stillgelegte) auf ihre Sicherheit geprüft. In Deutschland waren es zwölf Anlagen mit 17 Reaktoren: Biblis, Brokdorf, Brunsbüttel, Emsland, Grafenrheinfeld, Grohnde, Gundremmingen, Isar, Krümmel, Neckarwestheim, Philippsburg, Unterweser. Bei allen werden die zwei genannten Punkte bemängelt. Über einen ersten Entwurf des Berichts hatte zuvor auch die Tageszeitung Die Welt berichtet.
Wenn ein Werk durchfällt, müsste es nachgerüstet oder abgeschaltet werden. Um die Mängel zu beheben, müssten die Betreiber EU-weit nach Rechnung der EU-Kommission für alle 134 noch laufenden Reaktoren in den kommenden Jahren zwischen 10 und 25 Milliarden Euro investieren. Innerhalb der EU setzen derzeit 14 von 27 Staaten auf Kernenergie.
Europaweit schneiden laut EU-Report französische AKWs besonders schlecht ab. Kritikpunkte sind vor allem fehlende oder ungenügende Erdbeben-Messgeräte, die sichere Lagerung von Unfallausrüstung und Mängel bei der Prüfung von Erdbeben- und Flutgefahren.
Besonders schwerwiegende Mängel belegt der EU-Report für zwei Werke – Olkiluoto in Finnland und Forsmark in Schweden –, wo die Betreiber weniger als eine Stunde Zeit haben, um nach einem kompletten Stromausfall und/oder einem Ausfall der Kühlsysteme die Sicherheitssysteme wieder hochzufahren.