EU: Grünes Licht für Erweiterung der Eurozone

(09.07.2013/dpa)

Während die Zahl der Wirtschaftsexperten wächst, die eine geregelte Abwicklung des Euro zumindest in den krisengeschüttelten Ländern Südeuropas befürworten, geht die Europäische Union den umgekehrten Weg.

Am Dienstag billigten die EU-Finanzminister förmlich die Aufnahme Lettlands ins gemeinsame Währungsgebiet. Der baltische Staat führt zum 1. Januar kommenden Jahres den Euro ein. Das Land mit rund 2 Millionen Bürgern erfüllt alle Maastrichter Beitrittskriterien und wird das 18. Mitglied im Währungsclub. Der Umrechnungskurs wird 0,702804 Lats für einen Euro.

Ministerpräsident Valdis Dombrovskis begrüßte in Brüssel die Entscheidung. Er verspricht sich Vorteile bei der wirtschaftlichen Entwicklung seines Landes. „Wir glauben, dass es nicht nur eine gute Nachricht für Lettland ist. Es ist auch eine gute Nachricht für Europa und die Eurozone.“ Er fügte hinzu: „Es gibt Vertrauen in die Eurozone, und die Eurozone vergrößert sich.“

Im Juni hatten die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) dem Land im Nordosten des Kontinents die Euroreife bescheinigt. So lag etwa die Staatsverschuldung 2012 bei 40,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), erlaubt sind 60 Prozent. Das Defizit betrug 1,2 Prozent vom BIP, erlaubt sind 3 Prozent.

EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte, Estland sei bereits Euro-Mitglied, Litauen wolle 2015 den Euro einführen. „Alle drei baltischen Staaten sind jetzt entweder innerhalb (der Eurozone) oder auf dem Weg zu dem wirtschaftlichen und politischen Kern Europas.“

Mit der Billigung des Beitritts Lettlands wurde allerdings wieder einmal eine Entscheidung getroffen, die sich gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung richtet.

Mehr als die Hälfte der Letten ist einer Umfrage zufolge gegen die Einführung des Euro. Bei einer Befragung des Marktforschungsunternehmen SKDS sprachen sich 53 Prozent der Teilnehmer gegen den Währungswechsel aus, sagte Meinungsforscher Arnis Kaktins im lettischen Radio. Nicht einmal jeder vierte Lette (22 Prozent) unterstützt die Übernahme der Gemeinschaftswährung.

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