Die Bundeswehr auf dem Weg nach Mali

(18.01.2013/dpa)

Die Bundeswehr hat gestern mit ihrem Mali-Einsatz begonnen. Zwei Transall-Transportflugzeuge starteten am Abend vom schleswig-holsteinischen Flugplatz Hohn aus.  Jede Maschine hat nach Angaben des Lufttransportgeschwaders 63 sieben Besatzungsmitglieder an Bord. Eine weitere Maschine sollte heute Morgen vom bayerischen Fliegerhorst Landsberg aus starten. Der Flug verzögerte sich aber wegen technischer Probleme. Die Transporter sollen Soldaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas in das Einsatzgebiet bringen, wo sie zusammen mit malischen und französischen Soldaten Islamisten aus dem Norden des Wüstenstaats bekämpfen sollen. Die Maschinen flogen zunächst ins französische Évreux. Dort sollen zwei der insgesamt drei Flugzeuge mit Sanitätsmaterial beladen werden und dann in die malische Hauptstadt Bamako weiterfliegen. Die dritte Maschine ist nach Angaben der Luftwaffe nur Ersatz und soll nach Deutschland zurückkehren.  Jedes Flugzeug kann rund 90 Soldaten transportieren und wird mit zwei Crews besetzt. Die 3300 Soldaten der Ecowas für den Kampf gegen die islamistischen Rebellen im Norden Malis sollen unter anderen von den Nachbarländern Nigeria und Niger gestellt werden. Die EU beschloss gestern zudem, Spezialisten für die Ausbildung der malischen Armee zur Verfügung zu stellen. Außenminister Guido Westerwelle sagte, der Umfang der deutschen Beteiligung an dem Einsatz stehe noch nicht fest. Die Entsendung von Kampftruppen zur Unterstützung der französischen Verbände in Mali schloss er aber aus.

Scharfe Kritik äußerte Hans-Ulrich Jörges, Co-Chefredakteur des stern: „Frankreich hat diesen Krieg einseitig begonnen, ohne die Partner zu fragen, und so kann es nicht sein, dass die Partner automatisch zur Solidarität verpflichtet sind“, sagte Jörges in einem Interview mit N24. Der Konflikt in Mali sei ein regionaler und sollte von den Afrikanern gelöst werden, nicht von „weißen Kolonialmächten“, deren Militärintervention nun drohe, ihn zu einem weltpolitischen Konflikt auszuweiten. Jörges Meinung bildet aber eine Ausnahme. Die überwältigende Mehrheit der etablierten Medien reagiert auf die Entscheidung der schwarz-gelben Regierung kritiklos bis euphorisch – und mit wenig Informationen über die wahren Hinter- und Beweggründe für das militärische Eingreifen. Entsprechend stößt der Militäreinsatz in der bundesdeutschen Bevölkerung auf deutlich mehr Zustimmung als auf Ablehnung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprachen sich 49 Prozent für die logistische Unterstützung des Kampfes gegen die islamistischen Rebellen und für Ausbildungshilfe aus, nur 34 Prozent waren dagegen. Allerdings befürchtet eine klare Mehrheit von 60 Prozent, dass Deutschland durch die Mission noch stärker ins Fadenkreuz von Islamisten gerät. 29 Prozent glauben das nicht.

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