Denkmal für Zivilcourage mit Hetzparolen gegen Günter Grass beschmiert
(11.04.2012/dpa)
In Göttingen haben Unbekannte am vergangenen Sonnabend ein von Günter Grass gestiftetes Denkmal mit Graffiti beschmiert. Auf den Sockel der Plastik auf dem Universitätscampus schrieben die Täter „SS! Günni Halts Maul“.
Die Stahlskulptur erinnert an sieben Göttinger Professoren, die 1837 gegen die Aussetzung der Ständeversammlung und die Aufhebung der Verfassung im Königreich Hannover durch König Ernst August von Hannover protestiert hatten. Sie wurden daraufhin entlassen, drei von ihnen – Friedrich Christoph Dahlmann, Jacob Grimm und Georg Gottfried Gervinus – sogar des Landes verwiesen. Ernst August I. hatte im Königreich Hannover nach seiner Inthronisation 1837 die relativ freiheitliche Verfassung, die seine Vorgänger nur vier Jahre zuvor erlassen hatten, wieder aufgehoben.
Die drei ausgewiesenen Professoren wurden am preußischen Hof empfangen, die Solidarität der Bevölkerung ging sogar soweit, den Ausgewiesenen ihr Gehalt aus Spendengeldern zu zahlen. Die Protestaktion der Göttinger Sieben fand in ganz Deutschland breite Resonanz. Elf Jahre später, 1848, wurde Jacob Grimm in der Frankfurter Nationalversammlung mit einem Ehrenplatz geehrt, Wilhelm Eduard Albrecht, Dahlmann und Gervinus waren Mitverfasser der gesetzgebenden Initiativen.
Grass hatte im Gedenken an die mutigen Vorkämpfer liberaler Gesinnung in Deutschland die Plastik vor rund einem Jahr der Stadt und der Universität gestiftet.
Es gebe noch keine neuen Erkenntnisse oder Hinweise auf den Täter, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten ermitteln wegen Sachbeschädigung. Vermutlich bezieht sich die am Ostersamstag entdeckte Schmiererei auf die Diskussionen um das umstrittene Israel-Gedicht des Schriftstellers.
Quellen:
dpa und Göttinger Sieben