Covid-Infektion schützt besser vor Neuansteckung als Impfung
(Redaktion/7.11.22) Eine vorausgegangene Infektion sowie eine sogenannte hybride Immunität gegen das Corona-Virus schützt besser gegen eine Omikron-Infektion als eine alleinige Covid-19-Impfung. Dies legt eine neue Arbeit der WHO nahe, die verschiedene internationale Studien systematisch ausgewertet hat. Mit hybrider Immunität wird eine Impfung verbunden mit einer Infektion mit dem Corona-Virus bezeichnet. Auf diese Ergebnisse weist das Robert-Koch-Institut in seinem jüngsten Monitoring des Covid-19-Impfgeschehens in Deutschland hin, das in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Darüber hatte am Wochenende zunächst die Kreiszeitung aus dem niedersächsischen Syke berichtet.
Der Monatsbericht enthält ebenfalls Zahlen zu sogenannten Impfdurchbrüchen zwischen Mai 2021 und Ende September 2022. Demnach gab es über 2,9 Millionen symptomatische Corona-Fälle, bei denen die Infizierten mindestens eine „Grundimmunisierung“ aufwiesen. Die meisten hatten zusätzlich eine sogenannte erste Auffrischungsimpfung hinter sich. Auf diesen Teil des Monatsbericht wies zunächst reitschuster.de hin.
Im Monatsbericht benennt das RKI den Schutz einer „hybriden Immunität“ gegen eine Neuansteckung mit der Omikron-Variante mit 74,1 Prozent nach einem Monat und mit 60,4 Prozent nach sechs Monaten. Gerade die Effektivität nach sechs Monaten liegt deutlich über der Impfung, die nach einem halben Jahr laut RKI nur noch zu 13 Prozent schützen soll. Das Fazit des RKI lautet dennoch, dass „für Personen mit Auffrischimpfung weiterhin von einem sehr guten Impfschutz gegenüber einer schweren COVID-19-Erkrankung ausgegangen werden“ könne. Ungeimpfte Personen aller Altersgruppen hätten ein deutlich höheres Risiko für eine schwere Verlaufsform der Erkrankung, heißt es weiter.
Das Monitoring enthält ebenfalls eine Übersicht über die sogenannten hospitalisierten Fälle mit bekanntem Impfstatus im Monat September 2022. Demnach ist in allen Altersgruppen die Zahl der hospitalisierten Ungeimpften leicht größer als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Laut den Daten des Intensivregisters waren im Oktober allerdings nur 11,9 Prozent der Hospitalisierten ungeimpft, der Rest hatte mindestens eine, die größte Gruppe, 56,7 Prozent, hatte drei Impfungen. Das RKI verweist in seinem Bericht darauf, dass die Impfangaben des Intensivregisters nicht geeignet seien, um die Wirksamkeit der Impfung einzuschätzen. „Im Intensivregister werden alle auf Intensivstationen aufgenommen Fälle mit einem SARS-CoV-2-Nachweis unabhängig vom Aufnahmegrund erfasst“, heißt es unter anderem zur Erläuterung.
Zu dem angepassten Impfstoff von Pfizer/Biontech, der gegen die aktuell vorherrschenden Varianten des Virus wirken soll, liegen noch keine unabhängigen Studien vor. Die Hersteller selbst sprechen allerdings davon, dass einen Monat nach der Injektion ein Anstieg der Antikörper festzustellen ist. Dies ist jedoch nach Einschätzung des Medizinportals Medizin Transparent aus Österreich nur ein indirekter Hinweis auf eine Wirksamkeit.
Neben der Effektivität der Impfung werden derzeit auch die möglichen Nebenwirkungen diskutiert. Eine aktuelle Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut INSA, von reitschuster.de in Auftrag gegeben, kommt zu dem Ergebnis, dass etwa ein Viertel der Befragten eine Person kenne, die „erhebliche Nebenwirkungen“ verspürt hat, und 16 Prozent haben diese nach eigenen Angaben selbst erlebt – wobei der Auftraggeber selbst zu bedenken gibt, dass es sich um subjektive Einschätzungen handele. Er habe keine wissenschaftliche Umfrage in Auftrag gegeben.
Zu den bekannten Nebenwirkungen gehören Herzmuskelentzündungen, die stets auch in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung gebracht worden waren. Nun lautet das Fazit einer Kohortenstudie aus Israel, dass die deutliche Zunahme an Herzmuskelentzündungen keine Folge der Virusinfektion sei. Andere Studien, ebenfalls aus Israel sowie aus Großbritannien, hatten bisher nahegelegt, dass der Anstieg der Erkrankungen sowohl mit der Corona-Infektion als auch mit der Impfung zusammenhängen könnte. Dass möglichen Nebenwirkungen lange Zeit nicht nachgegangen wurde, legt aktuell auch ein Bericht in der Fachzeitschrift British Medical Journal nahe, den Telepolis ausführlich zusammengefasst hat.
In Deutschland wird unterdessen weniger geimpft. Wie die FAZ berichtet, erhalten Hausärzte derzeit wenig Anfragen, „Man muss es ganz klar sagen: Der Run auf die Corona-Impfungen hat sich mittlerweile auf ein Schleichen verlangsamt“, sagt Markus Beier, Vorsitzender des Hausärzteverbandes. Die FAZ weist auch darauf hin, dass mit dem Start der Kampagne „Ich schütze mich“ des Bundesgesundheitsministeriums im Oktober die Impfbereitschaft noch einmal deutlich gesunken sei.
(hb)