Bundesgesundheitsministerium nimmt Anzeige von Website
(Redaktion/20.9.22) Der dritte „Fakten-Booster“ des Bundesgesundheitsministeriums ist von der Website zusammengegencorona.de verschwunden. Zumindest wird die Anzeige dort nicht mehr aufgelistet, über einen Direktlink ist sie immer noch abrufbar (20.9., 16.30 Uhr). Gedruckt ist die Anzeige bereits am Wochenende in regionalen Zeitungen und Anzeigenblättern erschienen, die Schaltung kostete das Ministerium gut fünf Millionen Euro.
Hintergrund hatte am gestrigen Montag erstmalig über die Anzeigenkampagne des Ministeriums berichtet, insbesondere die Zahl der angeblich zehn Prozent Krankenhausaufenthalte aufgegriffen und eine Presseanfrage zur Faktenbasis gestellt. Am heutigen Dienstag kam als Antwort nun eine Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums. Ihr Wortlaut:
Aufgrund eines redaktionellen Fehlers hat das Bundesministerium für Gesundheit im dritten Teil seiner aktuellen Anzeigenkampagne zur Corona-Pandemie u.a. folgende Aussage veröffentlicht: ,Etwa 10 Prozent der in Deutschland erkrankten Personen werden aufgrund eines schweren COVID-19-Verlaufs im Krankenhaus behandelt.‘“ Dieser Satz ist missverständlich. Es muss vielmehr richtig heißen, dass „bis zu 10 Prozent“ der in Deutschland erkrankten Personen aufgrund eines schweren COVID-19-Verlaufs im Krankenhaus behandelt wurden. Aktuell liegt der Anteil laut RKI deutlich niedriger – und zwar zwischen 4-5%. Aufgrund von Hinweisen Dritter hat das BMG die Kampagne korrigiert.
Unsere Nachfrage, wie das Ministerium die Anzeige in den Zeitungen korrigieren wird, blieb bislang unbeantwortet. Das Online-Magazin Telepolis, Kooperationspartner von Hintergrund, hat nach Erscheinen der Anzeige ebenfalls nachgefragt und berichtet, dass das Ministerium am gestrigen Montag nicht erläutern konnte, wie es zu der alarmierenden Angabe von zehn Prozent Hospitalisierung bei Corona-Erkrankungen kam.
Der Handelsblatt-Journalist und Blogger Norbert Häring, der das Thema bereits am Sonntag aufgegriffen hatte, hat am heutigen Tag ebenfalls die neusten Entwicklungen aufgegriffen. Er geht davon aus, dass die Hospitalisierungsquote näher bei einem als bei vier bis fünf Prozent liegt, kritisiert auch den zweiten Fakten-Booster scharf und wiederholt sein Resümee vom Sonntag:
Es unfassbar, was sich ein Minister in Deutschland in diesen Tagen erlauben kann, ohne entlassen zu werden und ohne dass Rechnungshof und Staatsanwälte auf den Plan treten.
(hb)