Brasilien: Kanada spionierte Energieministerium aus
(08.10.2013/dpa)
Der kanadische Geheimdienst CSEC hat nach einem brasilianischen TV-Bericht gezielt in der Kommunikation des Bergbau- und Energieministeriums in Brasilien gegraben. Mit dem Programm „Olympia“ seien E-Mails, Telefonate und Handy-Nummern registriert worden, berichteten die Reporter Glenn Greenwald und Sônia Bridi unter Berufung auf Unterlagen des Informanten Edward Snowden im Programm Fantástico des Senders Globo.
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff reagierte am Montag auf Twitter: „Es ist dringend, dass die USA und ihre Alliierten ihre Spionageaktivitäten ein für allemal einstellen.“
Obwohl das Energieministerium über ein gutes Datenschutzsystem verfüge, habe sie Bergbau- und Energieminister Edison Lobão angewiesen, diese Systeme zu verstärken. Der US-Geheimdienst NSA hatte in der Vergangenheit auch E-Mails der brasilianischen Regierung und selbst der Staatschefin im Visier. Bei der UN-Vollversammlung vor zwei Wochen in New York hatte Rousseff das Ausspähen ihrer privaten Kommunikationsdaten sowie der von Diplomaten und Unternehmen als „vollkommen inakzeptabel“, illegal und „ernsthafte Verletzung der Menschenrechte und der Bürgerfreiheiten“ kritisiert.
Wegen des Streits hatte sie zudem einen Staatsbesuch in den USA verschoben. Die neuen Erkenntnisse fand Greenwald erst vorige Woche bei der Prüfung der von Snowden an ihn weitergeleiteten Dokumente. „Es sind tausende Dokumente. Sie sind sehr komplex, es dauert, diese Dokumente zu lesen und zu verstehen und alle Dokumente zu verknüpfen“, sagte der Journalist in dem Bericht. Der kanadische Geheimdienst soll unter anderem Telefonate des Ministeriums mit der Lateinamerikanischen Energieorganisation (OLADE) in Ecuador sowie der brasilianischen Botschaft in Peru registriert haben.
Im Internet habe sich der Geheimdienst zudem Zugang zur Kommunikation zwischen Computern des Ministeriums in Brasília und Rechnern im Nahen Osten, Südafrika und in Kanada verschafft. Unklar blieb, ob und welche Daten konkret abgefischt wurden. Minister Lobão betonte, das von Fantástico enthüllte Eindringen in die Kommunikationssysteme und das Speichern von Daten des Ministeriums sei ein „ernster“ Vorgang, der zurückgewiesen werde.