Boulevardskandal wird politisch: Großbritanniens Premier wegen Abhöraffäre unter Druck
(08.07.2011/dpa)
Nachdem der Medienmogul James Murdoch, Chef des Verlages News International am Donnerstag überraschend ankündigte, sein Boulevardblatt News of the World wegen eines immer weitere Kreise ziehenden Abhörskandals einzustellen, rückt die Affäre auch den konservativen britischen Premier David Cameron in ein schlechtes Licht.
Denn Camerons erst im Januar zurückgetretener Berater Andy Coulson soll als ehemaliger Chefredakteur der Zeitung von den illegalen Handy-Abhörpraktiken des Blatts gewusst haben und ist deswegen nun zu einem Verhör bei der Londoner Polizei vorgeladen. Ein weiterer früherer Mitarbeiter des Boulevardblatts solle vorläufig in Haft, hieß es in im Guardian. Scotland Yard bestätigte die Berichte bislang allerdings nicht.
Cameron hatte Coulson nach der Wahl 2010 zu seinem Kommunikationschef gemacht. Nachdem aber mehr und mehr Details um die Abhörmethoden, die in die Zeit Coulsons bei der News of the World fielen, herauskamen, trat er zurück. Er hatte stets beteuert, nicht gewusst zu haben, dass Journalisten der Zeitung Telefone von Prominenten, Politikern und anderen Betroffenen angezapft hätten.
Bis zu 4.000 Menschen sollen abgehört worden sein – darunter Soldatenwitwen, Entführungsopfer sowie Opfer von Terroranschlägen. Außerdem soll das Blatt unter Coulsons Leitung Polizisten bestochen haben, damit die Praktiken nicht bekannt werden.