Bombenanschlag in Oslo: Noch kein Hinweis auf Täter – Schießerei auf der norwegischen Insel Utøya

(22.07.2011/dpa)

Am Nachmittag erschütterte eine gewaltige Bombenexplosion das Zentrum der Hauptstadt Oslo, es gibt mindestens zwei Tote und mehrere Verletzte. Wer hinter dem Anschlag steckt, ist unklar.

Bei einem Bombenanschlag im Zentrum der norwegischen Hauptstadt sind am Freitag laut Medienberichten mindestens sieben Menschen getötet und viele weitere verletzt worden. Die Wucht der Detonation verwüstete im Regierungsviertel mehrere Gebäude, darunter den Sitz von Ministerpräsident Jens Stoltenberg. Der Regierungschef wurde jedoch nicht verletzt. „Die Situation ist sehr ernst“, sagte der 52-jährige Sozialdemokrat in einem TV-Interview – aus Sicherheitsgründen wurde sein Aufenthaltsort geheim gehalten.

Wenige Stunden nach dem Attentat verursachte eine Schießerei auf der Insel Utøya in einem See nahe Oslo zusätzliche Aufregung: Unbekannte beschossen dort ein Jugendlager der norwegischen Sozialdemokraten – fünf Menschen sollen dabei getötet worden sein. Der Schütze soll eine Polizeiuniform getragen haben. Am Abend nahm die Polizei nach Angaben des staatlichen Rundfunksenders NRK einen Verdächtigen fest. Bei dem fünftägigen Camp sollte auch Ministerpräsident Jens Stoltenberg einen Gastauftritt haben, hieß es.

Ob beide Anschläge zusammenhingen, war zunächst ebenso unklar wie die genaue Zahl der Todesopfer in der Hauptstadt. Die Polizei teilte mit, es lägen noch mehrere Leichen auf der Straße. Der staatliche Rundfunk berichtet von Toten im Regierungsgebäude. Stoltenberg sagte, auch alle anderen Regierungsmitglieder seien wohlauf. Zugleich kündigte er eine Krisentreffen des Kabinetts an.

Über den Hintergrund des Anschlags wurde zunächst nichts bekannt. Auch Hinweise auf die Täter gab es anfangs nicht. Der Ministerpräsident sagte, er wolle nicht spekulieren, ob der Einsatz seines Landes in Libyen mit dem Anschlag zusammenhängen könnte.

Einige Augenzeugen sprachen von einer Autobombe, andere von mehreren Explosionen. Die Ermittler bestätigten jedoch lediglich, dass es sich um einen Sprengsatz gehandelt habe, berichtete die Nachrichtenagentur NTB. Auch die Zentrale der Boulevardzeitung VG wurde durch die Explosion teilweise zerstört und dann evakuiert.

In Oslo sprach die Polizei von einer unklaren Situation. Sie rief dazu auf, große Menschenansammlungen zu meiden und das Osloer Zentrum zu verlassen. Der Hauptbahnhof wurde nach Angaben des Rundfunksenders NRK geräumt. Auch zwei Einkaufszentren sowie die Büros der Medien VG, NTB, Aftenposten und der Fernsehsender TV2 seien evakuiert worden. Dort sei eine verdächtige Tasche gefunden worden. Die Polizei rief auch dazu auf, die Mobiltelefone nicht zu benutzen, weil das Netz überlastet sei.

„Die Leute stehen unter Schock, viele wurden ins Krankenhaus gebracht“, sagte der Organist des Osloer Doms, Magne Draagen, der Nachrichtenagentur dpa.

Die Zeitung Dagbladet berichtete online, die Ermittler gingen davon aus, dass das Öl- und Energieministerium (OED) das Ziel des Attentats war. „Es sieht aus, als ob es direkt vor unseren Büros passierte“, sagt Håkon Smith-Isaksen vom OED.

Gegen 15.30 Uhr hatte ein großer Knall die Bürger Oslos aufgeschreckt. „Das ganze Gebäude wurde erschüttert, wir glaubten, es sei ein Erdbeben“, sagte ein NRK-Reporter, der sich neben dem 17  Stockwerke hohen Regierungsgebäude befand. Das Fernsehen zeigte Bilder von einer völlig zerstörten Hausfassade, aus der Rauch aufstieg. Der Boden war mit Glassplittern zerstörter Fensterscheiben und Trümmerteilen übersät.

Mitarbeiter der Tageszeitung Aftenposten berichteten von Opfern, die blutend auf der Straße lagen. Bilder der NRK-Homepage zeigten, wie sich Sanitäter um Verletzte auf dem Bürgersteig kümmerten. Rettungskräfte brachten eine Frau in Sicherheit, deren blondes Haar blutverschmiert war. Passanten beugten sich über Verletzte und leisteten ebenfalls Erste Hilfe.

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