Berlin verweigert Xi Jinping Besuch des Holocaust-Mahnmals
(24.03.2014/dpa)
Im Vorfeld des ersten Besuchs von Chinas neuem Staats- und Parteichef Xi Jinping in Deutschland kommt es zu Unstimmigkeiten. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete, hatte Xi Jinping den Wunsch geäußert, das Holocaust-Mahnmal zu besuchen. Berlin wies das Ansinnen zurück. Mit dem Besuch des Denkmals wolle Chinas Staatschef Stimmung gegen Japan machen, so die zweifelhafte Begründung der Ablehnung. China wirft dem Inselstaat eine mangelnde Aufarbeitung der Aggression im Zweiten Weltkrieg vor.
Die Empörung in China ist groß, weil Shinzo Abe im Dezember als erster Ministerpräsident Japans seit sieben Jahren wieder den umstrittenen Yasukuni-Schrein besucht hat, wo auch Kriegsverbrecher geehrt werden. „Stellen Sie sich vor, die Bundeskanzlerin würde statt eines Holocaust-Mahnmals den Hitler-Bunker besuchen und dort einen Kranz niederlegen“, sagte Chinas Botschafter Shi Mingde der Braunschweiger Zeitung. „Das wäre unvorstellbar.“
Auch die Staatsagentur Xinhua twitterte aus Protest gegen den einstigen Verbündeten Nazi-Deutschlands ein Bild vom Kniefall Willy Brandts: „Nur eine korrekte Haltung gegenüber der Geschichte kann in die Zukunft führen.“ Dass Deutschland den Besuch am Holocaust-Mahnmal ablehnt, stößt in China auf Verwunderung. „Ehrlich gesagt, war ich etwas überrascht“, sagt eine Professorin und Deutschlandexpertin, die anonym bleiben wollte. „Es ist natürlich heikel, sich einerseits seiner Geschichte zu stellen, andererseits nicht in den Streit mit Japan gezogen zu werden.“
Natürlich könne sich Xi Jinping das Mahnmal „privat“ ansehen, wird von deutscher Seite hervorgehoben. „Aber wenn das Holocaust-Denkmal für einen symbolischen diplomatischen Akt, der an Drittländer adressiert ist, eingesetzt werden soll, kann die deutsche Seite dies nicht unterstützen“, sagt Sebastian Heilmann, Direktor des neu gegründeten Mercator Instituts für China-Studien (MERICS) in Berlin. Die Gedenkstätte für die ermordeten Juden „darf nicht in diplomatischen Konflikten instrumentalisiert werden“ – das sind ganz neue Töne aus Berlin.